Novaesium 2021 in Neuss erschienen Eine historische Fundgrube
Neuss · Das Jahrbuch „Novaesium 2021“ ist pünktlich zum Weihnachtsgeschäft erschienen. Auf 403 Seiten lädt es zu einer spannenden Zeitreise quer durch die Jahrhunderte ein. Zahlreiche historische Bilder runden das Werk ab.
„Voller Stolz“ registrierte die Neusser Kulturdezernentin Christiane Zangs, dass das Neusser Jahrbuch für Kunst, Kultur und Geschichte „Novaesium 2021“ noch pünktlich zum Weihnachtsfest in diesem Jahr erschienen ist. Bei der Vorstellung des Jahrbuches sprach sie auch davon, dass es sie immer mit Bewunderung erfülle, in welcher Opulenz das Werk herausgegeben wird. 403 Seiten hat der Jahresbericht und legt den Schwerpunkt auf das Ereignis, dass der niedergermanische Limes zum Ende vergangenen Jahres zum Weltkulturerbe durch die Unesco erhoben wurde.
Insgesamt 44 Bestandteile auf einem Gebiet zwischen dem rheinland-pfälzischen Bad Breisig und dem niederländischen Katwijk zählen die Welterbestätten, von denen Neuss mit dem sogenannten Koenen-Lager und dem Kleinkastell am Reckberg zwei Beiträge leistet. „Unser Jahrbuch hat sich als wissenschaftlich fundiertes Werk erwiesen, muss aber darüber hinaus verständlich lesbar sein“, fordert die Kulturdezernentin.
Dem entspricht der Eröffnungsbeitrag „Neuss-Novaesium als Teil des Weltkulturerbes Niedergermanischer Limes“ von Eckhard Deschler-Erb, dem geschäftsführenden Direktor des Archäologischen Instituts der Universität Köln, vollkommen. Nicht minder interessant ist „Die Menschen im römischen Novaesium“ von Carl Pause, Archäologe im Clemens-Sels-Museum, und Andreas Wegert vom Archäologischen Institut der Uni Köln. Beide Beiträge bezeichnete die Herausgeberin des Jahrbuches und Leiterin des Clemens-Sels-Museums, Uta Husmeier-Schirlitz, als „von universellem Wert für gegenwärtige als auch für künftige Generationen“.
1848 hielt Ferdinand Lassalle seine berühmte „Neusser Rede“
Patrick Tarner von der Westfälischen Universität Münster identifiziert in Neuss gefundene Hämmer aus Blei als burgundische Waffen, die bei der Neusser Belagerung von 1474/75 vor allem im Nahkampf eingesetzt wurden. In einem „Fortsetzungsroman“ aus dem letzten Jahrbuch beleuchtet Mitherausgeber Jens Metzdorf, Leiter des Neusser Stadtarchivs, in seinem Beitrag „Zwischen den Zeiten“ insbesondere 1920 als ein Jahr der „Unsicherheit und Transformation“. Er skizziert die Stimmung im belgisch besetzten Neuss als „tiefe Verunsicherung“, begleitet durch wirtschaftliche Not, Arbeitslosigkeit und politische Radikalisierung. Gleichwohl wurde am 30. Mai 1920 der „Neusser Katholikentag“ gefeiert, bei dem rund 20 000 Menschen den neuen Erzbischof von Köln Karl Joseph Schulte auf dem Markt begrüßten.
Die Stadtgeschichte ergänzt Stephen Schröder, Leiter des Kreisarchivs in Zons, um „Leben und Wirken der Landräte des Kreises Neuss“. Dass die Quirinusstadt eine „gewöhnliche und doch einzigartige“ europäische Stadt ist, kann man der „Revolution von 1848 und die Volksversammlung in Neuss“ entnehmen. Autorin ist Ragna Boden vom Stasi-Unterlagen-Archiv in Berlin. Sie bezeichnet die Stadt zu dieser Zeit als „revolutionären Stützpunkt“, am 21. November 1848 hielt der spätere Arbeiterführer Ferdinand Lassalle seine berühmte „Neusser Rede“, die ihm eine Verhaftung vor dem Landgericht Düsseldorf einbrachte.
Viele weitere Beiträge machen das Jahrbuch zu einem wertvollen Zeitdokument. Uta Husmeier-Schirlitz etwa berichtet von den coronabedingten „Digitalen Strategien in der Museumsarbeit“, die sie auch als „Mehrwert“ empfindet. Marcus Janssens beteuert „Ihr kommt hier nicht rein!“ und hält das integrierte Schädlingsmanagement im Stadtarchiv Neuss für beispielhaft. So mancher Bürger mit umfangreicher Bibliothek wird bei ihm viele Anregungen finden.
Und schlussendlich schreibt Claudia Chehab detailliert die Chronik der Stadt Neuss weiter, eine historische Fundgrube nicht nur für Zeitgenossen.