NRW Sebastianusstraße: Ein Bündnis gegen den Verkehrsversuch

Neuss · Vertreter von CDU, FDP und Taxizentrale äußern Bedenken in Bezug auf die Sebastianusstraße.

Vertreter von CDU, FDP und Taxizentrale bei einem Ortstermin.

Foto: Simon Janßen

Noch am Samstagabend, bevor SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz das Podium auf dem Marktplatz betrat, rührte Bürgermeister Reiner Breuer die Werbetrommel für den Verkehrsversuch an der Sebastianusstraße. Es gelte, mutig zu sein und neue Räume zu schaffen, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. „Das geht nicht von heute auf morgen, sondern Stück für Stück“, so Breuer.

Doch einverstanden mit dem „Autofrei“-Versuch in seiner jetzigen Form ist noch längst nicht jeder. Widerstand regt sich auch in der Politik. Bei einem Ortstermin haben CDU und FDP nun ihre Sorgen in Bezug auf den Verkehrsversuch geäußert. Jan Raatschen, Sachkundiger Bürger bei der FDP: „Das Ganze wirkt ziemlich undurchdacht – als wenn die Stadt im Vorfeld viele Probleme einfach nicht gesehen hat.“ Aber was bedeutet das genau? Konkret betonen CDU und FDP, dass sich die Protagonisten vor Ort – vor allem die Geschäftsinhaber – im Zuge der Planungen nicht mitgenommen gefühlt haben. „Wir haben mit vielen Betreibern gesprochen und die meisten spüren einen deutlichen Rückgang bei der Kundenfrequenz, seitdem die Straße für Autos gesperrt ist“, sagt die CDU-Stadtverordnete Natalie Goldkamp. Auch Hans-Josef Lenzen von der Taxizentrale Neuss machte bei dem Ortstermin seinem Ärger Luft. Er und seine Kollegen seien hochunzufrieden mit der angebotenen Lösung der Stadt, den ursprünglichen Haltepunkt an der Sebastianusstraße auf die Spulgasse zu versetzen. „Ich bin im Juni darüber informiert werden und habe gleich gesagt, dass das nicht funktionieren wird“, so Lenzen. Zwar stehen für Taxifahrer auch wenige Schritte entfernt am Glockhammer Plätze zur Verfügung, allerdings nur zeitlich eingeschränkt. Der zusammengefasste Wunsch von FDP, CDU, Taxifahrern und Anliegern wie Optiker Michael Ritters: Fahrradstraße ja, aber „autofrei“ nein! Zudem sei die Verwaltung eine Antwort auf die Frage schuldig, anhand welcher Kriterien entschieden wird (die Test-Phase dauert bis März), ob der Verkehrsversuch tatsächlich ein Erfolg war.

Die Antwort liefert Christoph Hölters, Beigeordneter für Planung, Bau und Verkehr, auf Nachfrage. „Ja, es wird konkrete Daten geben“, verspricht er. So würden mobile Geschwindigkeitsanzeigen auch dazu genutzt, um Fahrzeuge zu zählen. Das Ziel: Herauszufinden, ob es durch die Sperrung der Sebastianusstraße zu einer erhöhten Verkehrsfrequenz auf den umliegenden Straßen kommt. Um eine Vergleichbarkeit zu haben, seien bereits vor dem Start des Versuchs entsprechende Daten erhoben worden. Aktuell sei eine Zusatzbelastung noch nicht erkennbar. Zudem seien auch Passantenzählungen erfolgt, die zu unterschiedlichen Zeiten fortgesetzt werden sollen.

Was die Verwaltung stets betont: Es handelt es sich lediglich um einen Versuch, was bedeute, dass man auf Veränderungen oder auftretende Probleme mit Nachjustierungen flexibel reagieren könne. Dem Prozess müsse man allerdings ein wenig Zeit geben.