Neuss: Diskussion über SEK-Einsatz
Die Polizei rechtfertigt den massiven Zugriff gegen den Schauspieler (30) und ärgert sich über einige Schüler.
Neuss. Einen Tag nach dem martialisch anmutenden Zugriff eines Sondereinsatzkommandos der Polizei gegenüber des Qurinius-Gymnasiums, ist die Verhaftung des 30-jährigen Schauspielers das Thema in der Schule. Vor allem diskutierten Schüler, Eltern und Lehrer darüber, ob der Einsatz gerechtfertigt oder in dieser Form übertrieben war.
Der Mann war am Donnerstag in seiner Wohnung von einer schwer bewaffneten Polizeieinheit überwältigt und festgenommen worden. Schüler und Lehrer hatten ihn dabei beobachtet, wie er mit einer Waffe auf seinem Balkon hantiert und Richtung Schulgebäude gezielt hatte.
"Diese Schilderung hat zu der Einschätzung geführt, dass hier alle objektiven Merkmale einer Gefährdungslage vorliegen", sagt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold. "Danach haben wir so agiert, wie wir es bei der Gefahrenlage tun müssen", sagt Arnold.
Was den Schauspieler betrifft, so habe er sich den massiven Einsatz selber zuzuschreiben. "Wer sich so mit einer real aussehenden Waffe auf dem Balkon zeige und diese auf das Schulgebäude richte, muss damit rechnen."
Arnold lobte Quirinus-Schulleiter Johannes Hamacher für seine besonnene Reaktion am Donnerstag.
"Als wir die Polizei gerufen haben, ahnten wir gar nicht, was dann für ein Mechanismus ablief", sagt Hamacher. "Wir hatten noch gedacht, dass die Polizei erst mal bei dem anruft und sich vergewissert". Doch man habe ihm erklärt, dass das unmöglich sei. "Dann ging auch schon ununterbrochen das Telefon, weil besorgte Eltern anriefen", sagt Hamacher.
Üblich ist, dass die Polizei den Einsatz mit der Schulleitung nachbespricht. Dann wird sicher auch das Verhalten einiger Schüler eine Rolle spielen, die den Einsatz der Polizei "durch ihr Verhalten sicherlich nicht erleichtert haben", wie Arnold es umschreibt. Dutzende Schüler hatten trotz wiederholter Aufforderung der Polizei den unmittelbaren Einsatzbereich nicht verlassen, sondern den Zugriff der Spezialeinheit mit ihren Kamerahandys fotografiert und gefilmt.
Andere Schüler zogen den Einsatz, bei dem die Beamten des Spezialeinsatzkommandos davon ausgehen mussten, dass sie im Moment des Zugriffs ihr Leben riskierten, ins Lächerliche. So sangen Quirinus-Schüler lauthals die Nationalhymne, als sich die Beamten für den Zugriff vorbereiteten. Danach paradierten sie im Stechschritt an den Absperrbändern vorbei.
Diesen Verhalten macht Schulleiter Hamacher betroffen. "So ein Verhalten ist nicht angemessen. Moralisch fühle ich mich hier in der Verantwortung", sagt er.