Neuss: Ein Café und viele Rekorde
Landestheater: Aus Protest gegen die Sparpläne der Stadt spielte das RLT 24 Stunden ohne Unterbrechung.
<strong>Neuss. Es sind die letzten 24 Stunden des Café Pumpe, die auf der Bühne ablaufen. Ein Café, in dem sich immer neue Menschen treffen, austauschen, Spaß haben, ernst sind. Das Café wird geschlossen. Warum? "Das haben die so beschlossen", heißt es einmal. Eine dezente Anspielung. Denn was da in Echtzeit im Rheinischen Landestheater gespielt wird, ist die Reaktion auf die geplanten Zuschusskürzungen der Stadt für das Landestheater.
Das Theater protestiert theatralisch. Ein Weltrekord muss her: 24 Stunden Improvisation ohne Pause, das hat es noch nicht gegeben. Die 15 Mitglieder des Neusser Ensembles haben die Unterstützung zahlreicher Kollegen aus anderen Häusern, und so heißt es denn in dem gigantischen Regieplan für 24 Stunden auch "99 Schauspieler plus 1 Hund".
Die Nacht haben sie überstanden. Immer waren Besucher da, mal 20, mal 30 und mehr. Hart wird es am frühen Morgen, aber auch da halten Theaterfans durch. Um 6 Uhr etwa kommt Familie Thiele: Vater, Mutter, zwei Töchter. Theater vor der Arbeit und vor der Schule.
Unterhaltung ist das eine, Protest das andere. Die Schauspieler halten sich auf der Bühne zurück, aber die Besucher wissen, worum es geht. "Haltet durch", schreiben sie ins Gästebuch, und beziehen das nicht nur auf den 24-Stunden-Versuch. "Weiter so" formuliert es einer, der von Mitternacht bis 4.30 Uhr ausgehalten hat.
Die Intendantin, man sieht es ihr an, ist die ganze Zeit dabei. Oder fast: eine Stunde habe sie wohl doch geschlafen, meint RLT-Sprecherin Freya Paschen. Mal bei den Schauspielern, immer wieder Interviews, und einmal auf der Bühne: Da muss Ulrike Schanko ihre Flugangst bekämpfen. Es ist in der "harten Zeit" gegen 6 Uhr, viele Zuschauer hat sie nicht gehabt.