Trennung nach umstrittenen Aussagen Endgültiges Aus für Neusser Klinik-Chef
Neuss. · Nach den umstrittenen Aussagen von Nicolas Krämer läuft die Nachfolger-Suche.
Nicolas Krämer ist nicht mehr Geschäftsführer des Neusser Rheinland Klinikums. Diese Entscheidung hat die Gesellschafterversammlung nach Vorberatungen in den entsprechenden Gremien des Rhein-Kreises Neuss und der Stadt Neuss sowie im Aufsichtsrat getroffen. In einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung heißt es, dass das bestehende Dienstverhältnis zum 9. April „einvernehmlich beendet“ wird. „Es wurde ein Auflösungsvertrag ausgehandelt, in dem alles geregelt ist“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Jürgen Petrauschke im Gespräch mit unserer Redaktion. Die einvernehmliche Trennung bezeichnet er als „angemessene Entscheidung“ für den Erhalt des Betriebsfriedens.
Was in der offiziellen Mitteilung allerdings fehlt, sind die Gründe für Krämers Vertragsauflösung. Doch die sind schnell gefunden: Der 45-Jährige war nämlich am 26. März beurlaubt worden, nachdem er sich in einem Interview mit dem Format „Düsseldorf hält zusammen“ in einer Art und Weise über Frauen in Pflegeberufen äußerte, die einen Sturm der Entrüstung auslöste. Vor allem der Satz „Vielleicht träumt die eine oder andere Krankenschwester ja davon, einen Chefarzt kennenzulernen“, sorgte für Kritik, ebenso wie die Aussage, dass Menschen in Pflegeberufen nicht per se schlecht bezahlt seien. Eine Reaktion aller Betriebsräte der Krankenhausgruppe ließ nicht lange auf sich warten. „Wir sind enttäuscht, dass der Geschäftsführer unseres Klinikums unserer Berufsgruppe so wenig Achtung entgegenbringt und halten ihn für untragbar“, heißt es darin. Helga Koenemann hatte nach Veröffentlichung des Krämer-Interviews eine Reaktion gefordert, die „deutlich ausfallen“ müsse. „So schnell hatte ich damit aber nicht gerechnet“, so die Neusser CDU-Fraktionsvorsitzende am Mittwoch. Die Entscheidung für die endgültige Trennung befürworte sie: „Ich halte es für den richtigen Weg.“
Auch der Neusser SPD-Fraktionsvorsitzende Arno Jansen spricht von einer „überfälligen Entscheidung“. Bereits in der Sitzung des Ältestenrats am vergangenen Freitag sei über das Thema gesprochen worden. Dabei habe es keinen erkennbaren Widerstand gegen eine Trennung von Nicolas Krämer gegeben.
Martin Blasig führt
die Verwaltungsgeschäfte
Bis zu einer Nachbesetzung soll nun Martin Blasig die Verwaltungsgeschäfte des Rheinland Klinikums führen. Er wird laut der Mitteilung hausintern besonders in der aktuellen Corona-Krise unterstützt von einer Task-Force, die täglich zweimal zusammenkommt. Die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger laufe bereits. Diese Person muss nach Vorstellung von Arno Jansen die Fähigkeit haben, „die getrennten Häuser zu einem Haus zusammenzuführen. Es gibt kein Ich, sondern nur ein Wir.“
Kai Langeneckhardt von ver.di gibt zwar an, dass es ihm für Krämer persönlich leid tue, weil dieser ein fähiger Manager sei, macht losgelöst von der Personalie aber auf ein seiner Meinung nach grundlegendes Problem aufmerksam: „In Deutschland werden zu viele Führungspositionen mit narzisstischen Persönlichkeiten besetzt.“