Neuss fällt in Radfahrer-Gunst ab
Der ADFC hat gefragt, wie fahrradfreundlich die Städte sind.
Neuss. Die Stadt Neuss hat den Anschluss an die Spitzengruppe der fahrradfreundlichen Städte gleicher Größenordnung verloren. Beim Fahrradklima-Test des ADFC, dessen Ergebnisse gestern im Berliner Bundesverkehrsministerium vorgestellt wurden, erhielt Neuss von den Verkehrsteilnehmern nur noch die Gesamtnote 3,9 und rutscht damit im landesweiten Vergleich der Städte zwischen 100 000 und 200 000 Einwohner von Rang drei auf Platz acht (von 13). Platzierung und Gesamtnote drücken für Heribert Adamsyk vom ADFC Neuss vor allem eines aus: „Handlungsbedarf“. Beim letzten und fünften Fahrradklima-Test im Jahr 2012 konnte sich Neuss über die Gesamtnote 3,7 und damit die beste Bewertung seit 1991 freuen. Einziger Trost aus heutiger Sicht: Bei der Einführung dieses Rankings vor 24 Jahren bekam die Stadt von den Alltags- und Gelegenheitsradlern in den meisten der 28 Kategorien ein Mangelhaft.
Inzwischen, so erklärt Planungsdezernent Christoph Hölters die tendenziell bessere Bewertung, werde keine Planung mehr angefangen, in der dem Radverkehr keine gleichberechtigte Rolle im Straßenverkehr zugestanden wird. Aber Neuss, so schränkt er ein, sei auf der Basis einer Mittelstadt gewachsen. „Die Straßenquerschnitte sind deshalb nicht überall so, dass man allen Verkehrsteilnehmern richtlinienkonform Platz geben kann.“
Von den 392 Neussern, die sich in dieser bundesweiten Befragung mit ihrer Stadt auseinandergesetzt haben, kommen viele zu der Überzeugung, dass in jüngster Zeit kaum etwas für den Radverkehr getan wurde. Hölters hält dagegen. Gerade am Hauptbahnhof, der für den sogenannten Umweltverbund beim Thema Verkehr am wichtigsten ist, wurde gerade erst mit der Umgestaltung des Theodor-Heuss-Platzes eine entscheidende Verbesserung erreicht. Trifft der erwartete Förderbescheid des Landes ein, kann auch der Radwege-Lückenschluss am Kehlturm vollendet werden. Auch die Pläne zur Umgestaltung der Bergheimer Straße sind letzten Endes nicht ohne Verbesserungen für den Radverkehr zu sehen. Auch kündigt Hölters die Studie zur Machbarkeit eines Fahrradschnellweges für Mai an. Dabei punktet Neuss schon heute mit seiner Infrastruktur. Bestnoten gab es für die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Rad (2,6) und bei der Frage, ob man sein Ziel zügig erreicht (2,8).
Was Radfahrer in Neuss dagegen besonders nervt, sind Störfaktoren auf ihrem Weg. Erst Recht, wenn sich daraus gefährliche Situationen ergeben können. So gaben die Radler der Stadt beim Thema Winterdienst (4,8), der Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen (4,8) und der Führung an Baustellen (4,6) die schlechtesten Bewertungen. Genau diese Punkte erfordern nach Überzeugung des ADFC keinen Umbau, sondern nur eine Veränderung im Betrieb.