Protest-Aktion in Neuss Kleine Klima-Demo in Neuss

Neuss · Auch in Neuss hat sich die Organisation „Fridays for Future“ am Freitag mit den Streikenden im Öffentlichen Dienst solidarisiert und eine Demo durch die Innenstadt organisiert. Für die radikaleren Klima-Aktivisten will die Polizei im Rhein-Kreis nun vorsorgen – mit Öl-Vorräten.

Mit Fahne und Megafonen „bewaffnet“ zogen die Demonstranten von „Fridays for Future“ am Freitag durch die Innenstadt.

Foto: Simon Janßen

Kurz vor dem Start um 14.30 Uhr machen Begriffe wie „Manndeckung“ oder „Einzelbetreuung“ die Runde auf dem Marienkirchplatz. Hintergrund ist die beachtliche Mannstärke der Polizei, die zwischenzeitlich sogar in Überzahl zu sein scheint – doch innerhalb weniger Minuten strömen plötzlich immer mehr Menschen auf den Platz nahe dem Hauptbahnhof. Am Ende sind es um die 50, die sich gemeinsam in Bewegung setzen.

Die Bewegung „Fridays for Future“ (FFF) hat sich am Freitag bei hunderten Protestveranstaltungen mit den Warnstreiks des Öffentlichen Dienstes solidarisiert, so auch in Neuss. „Es gibt viele Gründe, warum wir hier sind“, sagte Teilnehmer Benjamin Nelles, und nannte Themen wie die Verkehrswende, die „bundespolitisch gar nicht voran“ schreite, den zögerlichen Abschied von fossilen Energieträgern – aber auch den Bogen über Lützerath, das dem Kohleabbau weichen soll, spannte der 22-Jährige.

Geht es um Klima-Demonstrationen, dann war in den vergangenen Monaten vor allem über Klebe-Aktionen berichtet und hitzig diskutiert worden. Vor allem die Umweltschutzbewegung „Letzte Generation“ greift bei ihren Protesten zu extremen Formen, um die Politik beim Thema Klimawandel zum Handeln aufzufordern. Aktivisten kleben sich auf Bundesstraßen oder an Flughäfen, blockieren den Verkehr oder beschmieren Kunstwerke, um auf ihre Themen aufmerksam zu machen. Man habe zwar „dieselben Ziele“, die man verfolgt, betont Dominik Achternbosch von „FFF Neuss“, man wähle jedoch grundsätzlich andere Formen, um diesen nachzugehen.

Die Polizei unterscheidet immer die demonstrierenden Gruppen

Entsprechend „kleberfrei“ verlief auch die Demo am Freitag durch die Neusser Innenstadt, die unter anderem über die Gielenstraße verlief. Allerdings arbeitet die Polizei im Rhein-Kreis Neuss gerade daran, sich für Einsätze der radikaleren Art zu wappnen. Dass künftig in jeder Wache im Kreis ein gewisser Vorrat an Speiseöl vorhanden sein wird (das teilte Polizeisprecherin Claudia Suthor mit), liegt daran, dass das Öl als Lösemittel für den von manchen Klima-Aktivisten verwendeten Sekundenkleber zum Einsatz kommt. Bislang hat es laut Suthor aber noch keinen Vorfall dieser Art im Kreis gegeben.

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Organisationen berücksichtigt auch die Polizei, hatte bei der Demo am Freitag in Neuss „kein Öl dabei“, wie Einsatzleiterin Ilona Schliebs versicherte. Man könne Speiseöl im Ernstfall zwar binnen weniger Minuten besorgen, wie sie mit einem Augenzwinkern anfügte, bei „Fridays for Future“ handele es sich aber nicht um „Die letzte Generation“. Aktionen dieser Art seien somit nicht zu erwarten.

Auch Karsten Bentlage und sein sechs Jahre alter Sohn Oliver nutzten den Freitagnachmittag als Chance für friedlichen Klima-Protest. „Vor meiner Schulen fahren viel zu viele Autos – und die sind schlecht für das Klima“, machte Oliver deutlich, ehe er mit seinem Vater loszog.