Gesamtschule an der Erft in Neuss Eine Ausstellung gegen das Vergessen
Neuss · Ihre Eindrücke von einer Studienfahrt nach Auschwitz-Birkenau stellen Schüler der Gesamtschule an der Erft dar.
Unter der Überschrift „Nicht vergeben – nicht vergessen!“ haben Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule an der Erft eine Ausstellung mit Werken zusammengestellt, in denen sie sich mit dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus auseinandergesetzt und die Studienfahrt nach Auschwitz-Birkenau verarbeitet haben. Eine solche Studienfahrt des Abiturjahrgangs zu einer Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus gehört an der Gesamtschule seit 2017 fest zum Programm. Von dieser Fahrt kehren die Schüler immer voller überwältigender, zwiespältiger Eindrücke und voller Vorsätze zurück in die Schule. Verarbeitet werden Eindrücke und Vorsätze anschließend im Projektkurs „Kunst & Geschichte“, den die Schule in Kooperation mit dem Kulturforum Alte Post umsetzt. Der Historiker Paul Brandmann und der Kunstlehrer und Künstler Martin Scheufens unterstützen die Schüler dabei, die Erlebnisse zu be- und verarbeiten.
Auch dieser Jahrgang kehrte im vergangenen Herbst tief bewegt aus Polen zurück. Die Werke der jungen Leute, in der sie die Fahrt verarbeiten, aber auch einen Kontrapunkt gegen die immer lauter werdenden Töne von Rechts setzen möchten, werden zur Zeit im Romaneum ausgestellt.
Zur Eröffnung der Ausstellung begrüßten Arya Ahmad und Matthias Simon die Gäste und erläuterten zunächst die Wahl des Titels „Nicht vergeben – nicht vergessen!“. „Der Mensch vergibt gerne und schnell“, so Arya Ahmad, „aber es gibt Taten, die man nicht vergeben und nicht vergessen darf“. Mit der Ausstellung möchten die Schüler die Besucher dazu auffordern, alles dafür zu tun, dass eine solch menschenverachtende Verfolgung von Minderheiten nie wieder geschehen kann.
Die Ausstellung kann noch
bis Freitag besichtigt werden
Für ihre Projekte wählten die Schüler unterschiedliche Perspektiven und Darstellungsweisen. Rosalies Werk zum Beispiel führt direkt in ein Krematorium, in dem gerade Menschen vergast werden. Und der Spiegel in der Mitte der Leinwand? „Ich möchte damit ausdrücken, dass es jeden von uns hätte treffen können“, sagt die Schülerin. Alina gestaltete ein dreidimensionales Projekt, in dem sie sich mit der Kultur der Verdrängung nach 1945 auseinandersetze, Emily und Laurent stellten in einer Kommode ihre Recherchen zum Verbleib einer gesamten Familie eindrucksvoll dar. Andere Schüler recherchierten zu Personen wie Maximilian Kolbe, Primo Levi oder Oskar Schindler und setzten dies sowohl künstlerisch als auch informativ um. So gestalteten Jamila und Eduarta ein Porträt Schindlers aus den Namen der Menschen, die er vor dem Tod im Konzentrationslager gerettet hat. Wieder andere wählten einen persönlichen Weg: So beschäftigte sich Wiktoria mit der Geschichte ihres polnischen Urgroßvaters, der gegen seinen Willen in die Wehrmacht eingezogen worden war und Zeit seines Lebens Anschuldigungen als Kollaborateur ertragen musste.
Auch die Recherchen der Schüler zum Neusser Juden Leopold Sontheim wurden in der Ausstellung zusammen mit einem gelungenen Kurzfilm zu Stationen seines Lebens gezeigt. Wie schon bei der Verlegung der Stolpersteine für Leopold und Melanie Sontheim im Dezember, wurde auch hier deutlich: Leopold Sontheim war ein Kämpfer, der immer für seine Rechte eingestanden und nie resigniert hat.
Noch viele weitere Gemälde, Plastiken und Installationen komplettieren die Ausstellung in den Gängen im 1. und 2. Stock des Romaneums, die noch bis zum 26. Januar zwischen 9 und 18 Uhr besucht werden kann.