Neuss: große Mäzenin Irmgard Feldhaus ist gestorben
Die leidenschaftliche Sammlerin und Museums-Gründerin wurde 90 Jahre alt. Am Montag ist Messe in St.Quirin.
Neuss. Am Sonntagabend ist Irmgard Feldhaus, die einstige Museumschefin und große Mäzenin des Clemens-Sels-Museums, friedlich in ihrem Haus an der Nordkanalallee eingeschlafen. Ihren 90.Geburtstag hatte sie noch im Kreise ihrer Schwestern, Nichten, Neffen und Patenkinder feiern können. Nun wird ihr zu Ehren am Montag um 12 Uhr eine Messe im Quirinus-Münster gehalten.
Irmgard Feldhaus ist mit ihrem Heimatort Neuss als Tochter des Schokoladenfabrikanten Hermann Feldhaus (Novesia) ein Leben lang aufs engste verbunden gewesen. Dennoch hat sie stets über den Tellerrand geschaut.
Das begann schon nach ihrer Promotion 1945 in München, als sie in der Kunstabteilung der Engländer im Düsseldorfer Stahlhof arbeitete und im Schnellkurs die Depots der umliegenden Museen kennenlernte.
Als sich 1950 das Quirinus-Jubiläum jährte, eröffnete sie das Museum in Neuss und sorgte als Leiterin bis 1985 für ein rheinisches Profil, für rheinische Expressionisten, französische Nabis, niederländische, französische und belgische Symbolisten.
Ein anderer Schwerpunkt in Neuss ist die große Naiven-Sammlung. Wochenlang fuhr Irmgard Feldhaus durch Länder wie Polen, graste aber auch die hiesige Gegend ab.
Sie hat souverän gekauft, nicht mit den Millionen-Summen ihres Düsseldorfer Nachbarn Werner Schmalenbach, aber mit einem ähnlichen Gespür für Qualität. Werke von Maurice Denis und James Ensor, Edouard Vuillard oder Jan Toorop sind heute goldeswert.
Erst vor wenigen Monaten erlebte sie die Genugtuung, als ihr Schatz an 100 Zeichnungen von Wilhelm Schirmer mit den Neusser Motiven vom Obertor und dem längst abgerissenen Zoll-Tor in der großen Schirmer-Schau in die Erinnerung zurückgebracht wurde. Schirmer gilt immerhin als wichtigster Vertreter der Düsseldorfer Malerschule.
Die Museumschefin hat bis zu ihrem Tode und über ihren Tod hinaus an "ihr" Clemens-Sels-Museum gedacht. Über 5000 Blätter und Objekte populärer, auch religiöser Druckgrafik aus drei Jahrhunderten schenkte sie als Morgengabe dem nach ihr benannten neuen Feld-Haus:
Diese Dependance des Clemens-Sels-Museums wurde auf der Raketenstation der Stiftung Museum Insel Hombroich von dem dänischen Architekten Peer Kirkeby errichtet. Die Einweihung im Februar hat sie noch miterlebt. Darüber hinaus hat sie "ihr" Museum testamentarisch bedacht.
"Eine Ära geht zu Ende, wirklich: eine Ära", sagte Gisela Götte gestern. Die frühere Museumschefin war eng mit Irmgard Feldhaus verbunden und hat sie bis zuletzt begleitet. Ihre Einschätzung werden sicherlich viele Menschen in Neuss teilen.