Holzbüttgen: Schützen drängen auf Reform
Die Holzbüttgener wollen nicht hinnehmen, dass einem Geschiedenen das Amt des Schützenkönigs verwehrt bleiben soll.
Holzbüttgen. Voller Stolz hatte der Brudermeister der Sank Sebastianus Schützenbruderschaft in Holzbüttgen, Hans Töller, am Dienstagabend erklärt, es gebe nach langer Suche zwei Bewerber um das Amt des Schützenkönigs, die beide nach eingehender Prüfung die Voraussetzungen erfüllten.
Doch schon kurz nach der Proklamation von Josef Pabis wurde der von derselben Bruderschaft wieder abgesetzt. Als Grund wurden die ungeklärten familiären Lebensverhältnisse des designierten Schützenkönigs genannt, denn er habe verschwiegen, dass er in Scheidung lebe.
Dieses Vorgehen wird von der Gemeinschaft mit den Grundsätzen der christlichen Bruderschaften begründet. Das wiederum sorgt selbst unter Schützenbrüdern für großen Missmut. Kurz nach Bekanntwerden der Nachricht wurden erste Stimmen laut, die eine Reform der Satzung fordern.
Für die Holzbüttgener Artillerie, aus deren Reihen beide Bewerber um den Königstitel kamen, ist die Ehrenaberkennung nicht die einzige Ohrfeige, die sie einstecken mussten, wie Major Christian Otte schon während des Schützenfestes erklärte: "Der Regimentsoberst Dieter Meiritz hat uns völlig zu unrecht zu der höchsten Strafe, die jemals im Schützenwesen verhängt wurde, verdonnert."
So sollte das Corps 250 Euro Strafe zahlen, weil der Artillerie ein Major vorsteht. Dies sei nicht rechtens, ein Hauptmann sei der richtige Rang, forderte der Oberst. Für die Männer der Artillerie ist das reine Willkür, denn sie selbst hatten ihre Satzung erst im Frühjahr in diesem Punkt geändert.
"Eigentlich wollten wir jetzt den ganzen Verein auflösen, mit diesem Ärger macht es einfach keinen Spaß", erklärte Frank Jülich, der zurzeit keine Ambitionen mehr verspürt, König werden zu wollen.
Der öffentliche Druck auf den Vorstand der Bruderschaft zeigt seine Wirkung, denn am Freitag kündete der Vorstand eine Entschuldigung an. "Wenn die kommt, machen wir weiter", verkündete Jülich. Das Jubiläumsjahr der Bruderschaft wird aber wohl ohne König stattfinden.