Dormagen: Schnelles Internet kommt per Funk nach Gohr
Für die Anwohner sind die Zeiten langer Ladezeiten bald Geschichte.
Dormagen. Eigentlich sind die Dormagener in der virtuellen Welt ziemlich gut unterwegs. "95 Prozent des Stadtgebiets sind an das schnelle Internet angeschlossen", sagt Gabriele Böse von der städtischen Wirtschaftsförderung.
Bei Firmenbesuchen werde das Thema immer wieder angesprochen, es gebe keine Klagen. "Nur Gohr ist bislang nicht gut versorgt", sagt Böse.
Gerd Dreßen bringt es drastischer auf den Punkt: "Gohr ist die digitale Diaspora", sagt der Mann, der im unteren Teil des Bergdorfes wohnt und als Freiberufler im Büro daheim auf eine schnelle Datenleitung angewiesen ist. Die kriegt er demnächst auch.
Allerdings nicht durch ein Kabel von der Telekom, sondern über ein Funksignal vom Treppenturm des RWE-Kraftwerks in Niederaussem. Dort steht die Antenne des privaten Bürgernetz-Anbieters LanSpot, der über Funk auch jene Dörfer an die Datenautobahn anschließt, die vom rosa Riesen vergessen wurden.
Wie eben Gohr, wo die digitale Zweiklassengesellschaft augenfällig wird: Wer in der Nähe des Telekom-Verteilerkastens an der B477 wohnt, hat Glück. User im unteren Teil des Dorfes dagegen schauen in die Röhre.
Aber auch für sie rücken Videotelefonie und Datenversand ohne lange Ladezeiten in greifbare Nähe. LanSpot-Geschäftsführer Winfried Kiebel bringt die digitale Revolution ins Bergdorf.
"Ich habe nie verstanden, warum das Vergraben von Kabeln der bessere Weg sein soll als die Anbindung per Funk", sagt der 56-jährige EDV-Kaufmann aus Zons.
Bundesweit versorgt LanSpot derzeit 16 Ortschaften und über 600 Haushalte in NRW, Bayern, Hessen und Niedersachsen, darunter auch die zu Rommerskirchen gehörigen Dörfer Deelen und Oekoven.
Die Kommunen zeigen großes Interesse am drahtlosen Bürgernetz, da es ohne städtische Kostenbeteiligung funktioniert und keine aufwendigen Genehmigungsprozesse erfordert.
An der LanSpot-Funkleitstelle in Niederaussem kommt per Richtfunk aus der Kölner City die aktuell 30 Megabit schnelle Datenautobahn an, die nach Gohr geroutet wird und dort schon bald von der örtlichen Verteilerantenne in die angeschlossenen Haushalte funkt.
Alles, was der Gohrer braucht, um multimedial durchzustarten, ist eine kleine Antenne, die am Haus angebracht wird. Das WLAN-Bürgernetz sendet, so Kiebel, mit einer Leistung von 0,2 Watt und benötigt damit nur einen Bruchteil der Strahlung, die ein Handy verursacht.