Marienviertel in Neuss Bald Security im Marienviertel?

Neuss · An der Krefelder Straße wollen Geschäftsinhaber Sicherheitsdienste engagieren.

Anfang 2018 führte die Polizei eine Razzia im Marienviertel durch.

Foto: Hogekamp, Lena (hoge)

. Für Gerd Ohr ist es nur noch ermüdend. Er ist Besitzer eines Hauses an der Krefelder Straße, in dem sich unter anderem ein Modegeschäft befindet. „Ich bin hier mit am meisten betroffen von den Problemen“, sagt er. Erst kürzlich berichtete unsere Redaktion über den Unmut der Händler, die über eine offene Drogenszene in dem Gebiet klagen und Angst vor weiterem wirtschaftlichen Schaden haben. Belästigungen, so meint Gerd Ohr, seien an der Tagesordnung.

Nun gehen Gerd Ohr und Co. einen Schritt weiter – und wollen einen privaten Sicherheitsdienst engagieren. Ihr Vorwurf: Polizei und Ordnungsamt bekommen die Probleme in dem Bahnhofsgebiet nicht in den Griff. Nun wollen die Händler selbst dafür sorgen, dass sich ihr Sicherheitsgefühl erhöht. „Es gibt genügend Personen hier, die bereit sind, Geld für einen Sicherheitsdienst in die Hand zu nehmen“, sagt Gerd Ohr. Dieser solle vor allem in den Abendstunden, in denen rund um den Marienkirchplatz am meisten passiert, Präsenz zeigen.Rund 10 000 Euro hat Ohr bereits ausgegeben, um eine bauliche Veränderung an seinem Haus, in dem sich auch mehrere Wohnungen befinden, vorzunehmen. So hat er den Eingang nach vorne versetzen lassen, damit es keinen überdachten Eingangsbereich mehr gibt. „Da haben die jungen Männer nämlich immer rumgelungert und auch Drogen konsumiert“, sagt der Hausbesitzer

„Sicherheit ist eine Hauptaufgabe von Stadt und Polizei“, betont Polizeisprecherin Diane Drawe auf Nachfrage. Allerdings: „Wenn Privatpersonen oder Firmen Sicherheitsdienste engagieren, so ist das eine persönliche Entscheidung, die jeder für sich treffen kann.“ Grundsätzlich befürworte die Polizei Maßnahmen, die geeignet sind, das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger zu steigern. „Wir weisen jedoch darauf hin, dass Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten lediglich eingeschränkte Befugnisse, sogenannte Jedermannrechte, haben“, sagt Drawe. Aber was dürfen Sicherheitsdienste eigentlich und was nicht? Ein Auszug aus Paragraph 127 der Strafprozessordnung: „Wird jemand auf frischer Tat betroffen oder verfolgt, so ist, wenn er der Flucht verdächtig ist oder seine Identität nicht sofort festgestellt werden kann, jedermann befugt, ihn auch ohne richterliche Anordnung vorläufig festzunehmen.“ Die Polizei macht darauf aufmerksam, dass dieses Recht demzufolge nicht nur Mitarbeitern von Sicherheitsdiensten zusteht, sondern tatsächlich jedermann.

Sofern Sicherheitsdienste eingesetzt werden, habe es sich in anderen Städten bewährt, dass sie sich mit der Polizei in Verbindung setzen und ihre Einsatzzeiten ankündigen. „Diese Ankündigungen können dabei helfen, Missverständnisse bei der Einsatzwahrnehmung der Polizei zu vermeiden“, erklärt Diane Drawe.

Wie Stadtsprecher Peter Fischer auf Nachfrage mitteilt, fanden in diesem Jahr bis zum 6. August im Rahmen der Ordnungspartnerschaft mit der Polizei insgesamt 55 gemeinsame Kontrollen im Bereich des Bahnhofes und des Bahnhofsumfeldes statt. „Hinzu kommt, dass grundsätzlich ein Team des Kommunalen Service- und Ordnungsdienst sowohl im Früh- als auch im Spätdienst ausschließlich die Innenstadt und die innenstadtnahen Bereiche kontrolliert“, so Fischer. Der Bereich rund um den Marienkirchplatz sei ein „Intensivstreifenpunkt“. Fischer macht jedoch aufmerksam, dass alle eingesetzten Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes über eine entsprechende Sachkunde verfügen müssen, die dem Rhein-Kreis Neuss nachgewiesen werden muss.

Die Anwohner und Händler des Marienviertels geben Polizei und Ordnungsamt jetzt sozusagen eine „Frist“: Sollte sich bis zum nächsten Runden Tisch im Oktober nichts an der Situation ändern, soll der Sicherheitsdienst engagiert werden.