Innenstadt von Neuss Sperrung sorgt für viel Unmut
Neuss. · Durch Baumaßnahmen werden Geschäfte in der Innenstadt vom Busverkehr abgeschnitten. Händler sind frustriert – und kritisieren die Informationspolitik der Stadt.
Eigentlich dachte Thomas Möhring, er hätte die schlimme Phase überstanden. Die Schließung während der Coronavirus-Krise brachte den Sportartikel-Händler von der Neustraße bereits an die finanzielle Belastungsgrenze. Mittlerweile darf er sein Geschäft zwar wieder öffnen, doch nun haben er und weitere Händler aus der Neusser Innenstadt den nächsten Härtetest zu bestehen. Weil die Bustrasse auf der Promenadenstraße zwischen dem Terminal Zollstraße und der Krefelder Straße ab kommendem Montag saniert wird, kann die Innenstadt vom ÖPNV nicht bedient werden – und zwar für mindestens einen Monat. „Das wird erhebliche Auswirkungen auf den Verkauf haben“, sagt Möhring, der als Beispiel den Hansetag nimmt, wo die Trasse ebenfalls gesperrt ist, wenn auch nur für einen Tag: „Da haben wir 80 Prozent weniger Umsatz“, sagt er.
Flugblätter-Aktion der Stadt informierte Anwohner im Vorfeld
Mit Flugblättern informierte die Stadt im Vorfeld – zumindest teilweise – Anwohner und Händler. Ein Aspekt treibt Isa Cakirlar, der eine Reinigung führt, Sorgenfalten auf die Stirn – nämlich dass es zu witterungsbedingten Verschiebungen im Bauablauf kommen kann. „Wenn die Maßnahme noch länger dauert als geplant, kann ich schließen“, sagt er. Das bestätigt auch Gemüsehändler Simeon Gregorianis. Schon jetzt laufe das Geschäft so schlecht, dass er einen Großteil seiner Ware wegschmeißen müsse. Er fragt: „Warum wurde die Trasse nicht während der Corona-Pause gesperrt, als die Läden ohnehin geschlossen waren?“.
Die Stadt spricht auf Nachfrage von einer „überfälligen Maßnahme“, die in den Ferien ausgeführt werden müsse, da in dieser Zeit die geringste Belastung aus dem öffentlichen Nahverkehr resultiere. Der Termin sei bereits im vergangenen Jahr festgezurrt worden. „Die Schäden in der Straße sind so erheblich, dass eine sichere Verkehrsführung bis zum nächsten Jahr nicht mehr gewährleistet werden kann. Daher ist die Maßnahme nicht weiter aufzuschieben“, schreibt die Stadt.
Doch es gibt nicht nur Kritik an den Planungen der Stadt, sondern auch an ihrer Informationspolitik. Augenoptiker-Meister Michael Ritters hat sein Geschäft an der Sebastianusstraße und nur über Umwege von der Maßnahme erfahren. „Anwohner, Hausbesitzer und Händler wissen hier von nichts“, sagt er. Das Problem: Von der Maßnahme betroffen sind sie trotzdem. „Bei mir fällt zum Beispiel der Kundenparkplatz weg“, sagt Ritters. Dabei seien sehbehinderte Kunden darauf angewiesen, dass sie bis vor die Tür gefahren werden. Sein Nachbar Michael Freymann, der 2019 das Bettenhaus Pietsch weiterführte, findet ebenfalls deutliche Worte: „Das ist laienhaft.“ Auch er habe erst von einer aufgestellten LED-Tafel von der Baustelle erfahren – und erhielt wenig später die Info, dass sein Geschäft zu Beginn der Maßnahme, wenn die Oberflächenarbeiten an der Brandgasse vorgenommen werden, für zwei oder drei Tage komplett abgeschnitten ist. „Wie soll ich dann beliefert werden?“, fragt Freymann. Doch auch wenn die Oberflächenarbeiten abgeschlossen sind und die Straße wieder rudimentär befahrbar ist, gebe es Probleme: „Die Umleitung über die Michaelstraße wird für Zwölf-Tonner, die meine Waren liefern, kaum zu nutzen sein.“
Probleme, die die Stadt Neuss offenbar nicht auf dem Zettel hat: „Die Sebastianusstraße ist von den Arbeiten nur im sehr geringen Umfang betroffen. Die Zugänglichkeit und Befahrbarkeit ist über eine Umleitung geregelt“, heißt es dort dazu
lediglich.
Zudem werde die Maßnahme seit dem 24. Juni im Baustellenradar angezeigt.