Angstraum in Neuss? Hafenbrücke gilt als unsicherer Ort

Neuss · Partys, Drogenkonsum, Pöbeleien: Die Pierburg-Brücke im Hafen befindet sich seit Jahren in einer Abwärtsspirale. Die CDU fordert nach einer Ortsbegehung schnelle Verbesserungen – die hat die Stadt zum Teil schon in Planung.

Die 110 Meter lange und 5,70 Meter breite Brücke verbindet die Hafenmole mit der Stadt. Sie soll eigentlich ein Hingucker sein. Stattdessen ist sie ein Sorgenkind. Und das nicht nur wegen der Schmiereien auf dem Geländer, sondern zum Beispiel auch wegen des regelmäßigen Drogenhandels auf der Brücke.

Foto: Simon Janßen

. Als sie im Jahr 2015 eröffnet wurde, galt sie als neues „Wahrzeichen von Neuss“. Millionen von Euro ließ sich die Stadt das Mammut-Projekt „Pierburg-Brücke“ kosten, doch im Laufe der Jahre ist aus dem vermeintlichen Wahrzeichen ein Sorgenkind geworden. Der Grund: Anwohner und regelmäßige Nutzer der Brücke berichten von Partys, Drogenkonsum- und handel sowie Pöbeleien in dem Bereich. „Für viele ist die Brücke zu einer No-go-Area geworden“, sagt Andreas Alberts von der Anwohnerinitiative Marienviertel. Die Mitglieder fordern unter anderem stärkere Kontrollen des Ordnungsamtes und ein Alkoholverbot im Hafenbereich. „Zumindest dort, wo Kinder spielen“, sagt der Vorsitzende. Immer wieder, vor allem am Wochenende, seien auf den Spielflächen leere Alkoholflaschen, Jointstummel und Drogentütchen zu sehen.

Die Neusser CDU hat sich jetzt bei einem Ortstermin ein Bild von den Zuständen gemacht. Der Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings zeigt sich verärgert und entsetzt – auch über den nicht barrierefreien Zugang auf Seite der Rheintorstraße. „Wie sollen beispielsweise Menschen mit einer Behinderung oder jemand mit einem Kinderwagen über die Brücke gelangen?“, fragt er. Jan-Philipp Büchler, CDU-Bürgermeisterkandidat: „Aus zahlreichen Gesprächen weiß ich, dass dieser als grüne Lunge und Naherholungsgebiet geplante Park zu einem Raum geworden ist, in dem sich die Drogenszene zunehmend aggressiv breitmacht und der Vandalismus leider zur Tagesordnung geworden ist.“

Nur unweit der Brücke befindet sich das Trainingszentrum des Neusser Rudervereins. Beim jüngsten Runden Tisch der Anwohnerinitiative hatte ein 18 Jahre alter Ruderer von einer Messerattacke im Hafenbereich gesprochen, die zu einer Narbe an seinem Arm führte. Zudem seien er und andere Vereinsmitglieder beim Joggen mit Flaschen beworfen worden. Ein anderes Mitglied des Rudervereins sagt: „Solange wir auf dem Trainingsgelände sind, haben wir eigentlich unsere Ruhe, aber manchmal finden wir am nächsten Morgen Müll und leere Alkoholflaschen auf dem Parkplatz – teilweise gehen die Leute sogar auf unsere Boote.“

Diskussion um häufig
defekten Aufzug

Ebenfalls ein Dauerärgernis ist der Aufzug, der immer wieder so stark beschädigt wird, dass er außer Betrieb ist. Erst vor zwei Monaten hatte die Stadt betont, dass die Kabine „intakt“ und der Aufzug deswegen „gefahrlos benutzbar“ sei. Am Freitag sah das aber schon wieder anders aus. So hängt mittlerweile wieder ein Schild an der Kabinentür mit dem Hinweis „Diese Anlage ist derzeit außer Betrieb“.

Die Stadt Neuss betont zunächst die „bewährten Ordnungspartnerschaften“, die auch zu einer Verbesserung der Situation am Marienkirchplatz geführt hätten. Dort beobachten Anwohner ebenfalls regelmäßig offenen Drogenhandel und -konsum. Gemeinsame Aktionen von Polizei und Ordnungsamt für den Hafenpark seien aktuell in Abstimmung. In den vergangenen Monaten habe die Verwaltung verstärkt das gesamte Stadtgebiet bestreift. Auch derzeit werde ein Schwerpunkt auf die Abendstunden und das Wochenende gelegt. Städtischer Seitenhieb an CDU und FDP: „Weitere Überlegungen der Stadt Neuss wie eine verstärkte polizeiliche Videoüberwachung scheitern leider an den unzureichenden gesetzlichen Rahmenbedingungen des Landes NRW.“

Beim Thema Pannen-Aufzug liegt der Stadt nach eigenen Angaben noch keine Information vor, wann der Defekt behoben sein wird. Gegenwärtig stehe der Aufzug, da eine Tür gewaltsam geöffnet und dabei Kontakte beschädigt worden seien. Das Problem: Die Videoüberwachung an dem Lift umfasst lediglich den Aufzug selbst und den Aufstellbereich davor. Brücke und Zuwegung selbst gehören zum öffentlichen Raum und werden deshalb nicht videoüberwacht. „Im Falle einer Beschädigung werden die Videoaufzeichnungen bei der NWÜ ausgewertet. Wenn darauf Personen zu erkennen sind, werden die Aufnahmen an die Polizei weitergeleitet und Strafanzeige gestellt“, schreibt die Stadt.

Beim nicht barrierefreien Zugang scheint sich derzeit jedoch eine Lösung abzuzeichnen: So habe das Tiefbaumanagement eine Planung für eine verbesserte, aber nach wie vor provisorische Zuwegung erarbeitet. Diese solle nun – nachdem alle notwendigen Beschlüsse vorliegen – umgesetzt und gebaut werden. „Die Veröffentlichung der Ausschreibung erfolgt in Kürze und bei einer erfolgreichen Submission ist der Baubeginn in den Herbstferien“, schreibt die Stadt.