In der Innenstadt von Neuss Schwellen sollen Raser ausbremsen
Neuss. · Aufheulende Motoren und röhrende Auspuffanlagen ärgern die Bürger.
Rund zweieinhalb Monate, nachdem ein Video auftauchte, auf dem offenbar der Start eines illegalen Autorennens am Rheinwallgraben zu sehen ist, beschäftigt die Neusser SPD das Thema. Bei einer Bürgerfragestunde machten Anwohner auf die – vor allem nächtliche – Situation in dem Bereich aufmerksam. Bereits seit Jahren gibt es regelmäßig Beschwerden über qualmende Reifen, aufheulende Motoren und quietschende Bremsen. Nun könnte sich tatsächlich etwas tun, denn die SPD kündigt an, „bauliche Maßnahmen“ prüfen zu wollen.
Wie der SPD-Fraktionsvorsitzende Sascha Karbowiak mitteilt, könnten Erhebungen in den Straßen, die gerne als Rennstrecken zweckentfremdet werden, eine Lösung sein. „Zudem wollen wir prüfen, ob mobile Blitzgeräte verstärkt eingesetzt werden können“, sagt Karbowiak.
Doch die Stadt Neuss hat das Problem bereits auf dem Schirm – und kündigt jetzt ebenfalls an, bauliche Veränderungen zu prüfen. Die Hafenstraße soll nämlich ab Mitte 2021 vollständig umgebaut werden. Hintergrund sind Kanalsanierungen. Im Zuge der Neuplanungen könnten Maßnahmen, die der Raserei entgegenwirken, jedoch ebenfalls eine Rolle spielen, sagt Pressereferent Tobias Spange. Nach Fertigstellung des Entwurfs plant die Stadt, die Bürger zu beteiligen. Ein Anwohner vom Rheinwallgraben, der die Raserszene dort bestens im Blick hat, sagt: „Es sind immer noch jede Menge Sportwagen zu beobachten. Die Geräuschkulisse ist in den vergangenen Wochen jedoch leicht abgeflacht.“
Der CDU-Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings teilt einen Seitenhieb gegen die politische Konkurrenz aus: „Ich freue mich, dass sich die SPD unserer Initiative anschließt.“ Worauf Geerlings anspielt: Bereits im September 2018 hatten CDU und Grüne einen gemeinsamen Antrag für den Hauptausschuss eingebracht. Schon damals sollten bauliche Maßnahmen – wie Bremsschwellen oder Mittelinseln – geprüft werden, für den Fall, dass nachhaltige Schwerpunkte identifiziert werden können. Auch die Verwaltung wird von Geerlings kritisiert. Diese habe das Raserproblem „relativiert“, weil sie in ihrer Stellungnahme – nach Rücksprache mit der Polizeibehörde – lediglich von Auto-Posern in dem Bereich sprach. Für illegale Autorennen sei die Innenstadt schlichtweg zu klein. „Das wurde durch das Video vom Rheinwallgraben widerlegt“, sagt Geerlings.
Auf jenem Video ist zu sehen, wie zwei Autos dicht nebeneinander am Rheinwallgraben stehen. Mittig vor ihnen steht eine Person, die eine Fahne in der Hand hält. Als der Mann sie schwenkt, fahren beide Autos mit quietschenden Reifen los. Wie Polizeisprecherin Daniela Dässel am Montag auf Nachfrage mitteilte, wurde der Fall mittlerweile an die Staatsanwaltschaft Düsseldorf übergeben. Konkrete Hinweise auf die Identität der Verdächtigen habe es bislang aber keine gegeben.
Die Stadtverwaltung hatte Mitte vergangenen Jahres von „Posern“ gesprochen, die sich vielfach mit aufgemotzten Fahrzeugen und lauten Auspuffanlagen im Bereich des Ringes Hafenstraße – Krefelder Straße – Adolf-Flecken-Straße – Erftstraße – Sebastianusstraße – Spulgasse – Rheinwallgraben aufhalten und dort durch starke Anfahr- und Bremsgeräusche beeindrucken möchten. Besonders im Bereich der Unterführung Spulgasse werde häufig durch starkes Beschleunigen die Lautstärke der Auspuffanlage ausgetestet.