Neuss/Innenstadtentwicklung: Paukenschlag in einem Jahr

Rheinparkcenter: Einzelhändler-Sprecher Thomas Toll setzt auf zusätzliche Aktivitäten in der City.

Neuss. Seit März ist das "halbe" Rheinparkcenter eröffnet; ein modernes Einkaufszentrum, das von den Innenstadthändlern mit Sorge betrachtet wird: Wie wirkt sich das neue Angebot auf die City aus? Noch, so sagt es Thomas Toll, Vorsitzender der Innenstadt-Händlergemeinschaft City-Treff, sind Auswirkungen kaum festzustellen.

Zwar seien bereits 40Prozent der Fläche im früheren Huma-Park fertiggestellt, aber erst 25Prozent der Geschäfte. "Zurzeit gibt es erst wenige, große Anbieter. Der Paukenschlag kommt im März nächsten Jahres." Wenn das Rheinparkcenter komplett ist und Eröffnung gefeiert hat, erwartet der Einzelhändler massive negative Auswirkungen auf die Innenstadt. "Wenn wir mit Umsatzeinbußen von 10 Prozent davonkommen, können wir noch glücklich sein."

Abwarten will Toll die Entwicklung nicht. Er setzt vor allem auf die Aktivitäten von ZIN, der noch jungen "Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss", in der sich Einzelhändler, Immobilienbesitzer und Dienstleister als Innenstadtakteure zusammenfinden. 130Mitglieder gibt es bereits in diesem eingetragenen, nicht gemeinnützigen Verein. Toll ist zweiter Vorsitzender. Der City-Treff, sagt er, werde nun überflüssig: Der Verein wird sich auflösen und in ZIN aufgehen.

Die Initiative setzt unter anderem auf mehr Blumenschmuck in der City, auf Sauberkeit und, als großes Ziel, auf die Herausbildung von vier Quartieren in der Innenstadt, die eigenständig unter dem ZIN-Dach agieren.

Für den Kern der Innenstadt verfolgt Toll die Idee eines großen Marktes an jedem ersten Samstag im Monat: Gemeinsam mit den Markthändlern will er ein Konzept entwickeln, das vom Münsterplatz über Vogteigasse und Büchel bis zum oberen Markt und Krämerstraße an Marktständen vorbei eine Art Rundlauf ermöglicht. "Und vor allem soll es überall Proben geben, ob beim Brot oder Käse, bei Wurst bis zum Senf. So einen Markt kann ein Center nicht bieten." Auch die Stadt sollte Entgegenkommen zeigen und für das erste Jahr auf Gebühren verzichten.

Toll setzt auf Zusammenarbeit mit der Verwaltung, hat aber auch seine bekannt kritische Haltung nicht aufgegeben. "Den positiven Entwicklungen zum Trotz: Es gibt nach wie vor kein Gesamtkonzept für die Innenstadt. Ob man das Masterplan nennt oder Topfdeckel, es fehlt eine zusammenhängende Planung einschließlich Verkehrsführung und ÖPNV."

Und bitter registriert er die Vergrößerung der Einzelhandelsfläche am Rheinparkcenter nach der Baugenehmigung für Cruse Classics im benachbarten Haus Paris: 1700 Quadratmeter Verkaufsfläche kommen dort hinzu. Um eine Schadenersatzklage zu verhindern, hatte Bürgermeister Herbert Napp erklärt. Das war so gewollt, ist sich Toll dagegen sicher. "Eine solche Entwicklung muss dringend an anderer Stelle wie etwa an der Mosel- oder Römerstraße verhindert werden."