Stadtentwicklung in Neuss Planungen für das Eternit-Gelände stocken
Gnadental. · Für das Gelände wurde ein Siegerentwurf gekürt. Doch ein Investor ist gegen diese Lösung.
Beteiligte sprechen von dem kompliziertesten städtebaulichen Verfahren seit Jahren – und meinen die Überplanung der ehemaligen Eternit-Fabrik. Im März läuft der Pachtvertrag mit der Firma Etex aus, die dort derzeit noch Lichtkuppeln herstellt. Sie verlegt den Firmensitz nach Grevenbroich und lässt eine sieben Hektar große Brache zurück. Doch die Planungen für eine neue Nutzung kommen nicht voran.
Eine Jury hat zwar vor Wochen den städtebaulichen Wettbewerb beendet und einen Siegerentwurf gekürt. Doch den lehnt der Projektentwickler Jantz und Rindert, der auf einer Teilfläche ein Nahversorgungszentrum mit Edeka-Markt, Lebensmittel-Discounter und Drogeriemarkt bauen will und soll, rundheraus ab. „Die Erfordernisse des Handels würden ignoriert“, sagt Johannes Niehsen, der den Edeka-Markt betreiben soll und bereits vor zwei Jahren einen Mietvertrag unterschrieben hat. Er wie auch der Investor seien überzeugt, dass es bei dem Wettbewerb nicht um eine möglichst attraktive Gesamtlösung gegangen sei, sondern nur darum, „,ebenerdige Parkplätze zu verhindern und das Grundstück für das Nahversorgungszentrum möglichst zu verkleinern“ – und zwar von 15 500 Quadratmetern auf gut die Hälfte.
Edeka-Markt-Betreiber will mit dem Planungsdezernenten reden
Niehsen sucht jetzt Verbündete in der Politik, der Investor selbst hat für den heutigen Mittwoch um ein Gespräch mit dem Planungsdezernenten Christoph Hölters gebeten. Aber auch die Firma Ten Brinke, die 82 Prozent der Fläche bereits erworben hat, um auf 30 000 Quadratmetern Gewerbe anzusiedeln und auf dem Restgelände (bezahlbaren) Wohnraum zu schaffen, ist aktiv und mit Karl-Heinz Baum (CDU) im Gespräch, dem Vorsitzenden des Neusser Planungsausschusses. Angesichts der gegensätzlichen Vorstellung muss Hölters zugeben: „Wir sind noch nicht soweit, das Wettbewerbsergebnis in einen Aufstellungsbeschluss für ein Bebauungsplanverfahren zu transformieren.“ Vielleicht hat deshalb die Firma Ten Brinke, die den Wettbewerb ausgelobt hat und bezahlt, dessen Ergebnisse noch nicht veröffentlicht.
Überlagert und dadurch offenbar erschwert wird das Verfahren durch bereits erfolgte Grundstücksgeschäfte. So hat Ten Brinke ebenso einen Kaufvertrag mit dem Immobilenbesitzer Etex geschlossen wie „Jantz und Rindert“. Und letzterer pocht nicht nur darauf, wie Baum bestätigt, sondern wird sich nach Niehsens Darstellung davon auch keinen Quadratmeter mehr abhandeln lassen.
Nahversorungszentrum könnte schmaler geschnitten werden
Kompromisslinien zeigt aber auch der Einzelhandels-Investor auf. Das funktionierende Nahversorgungszentrum, das auch als Quartierszentrum wirken soll, könnte an der Kante zum Berghäuschensweg schmaler geschnitten werden, doch müsste das durch eine größere Gundstückstiefe kompensiert werden. Auch sei man dafür offen, Wohnraum oberhalb der Einzelhandelsflächen zu schaffen, ergänzt Niehsen, der von der Idee aus dem Siegerentwurf, über dem Edeka-Markt mehrere Parkdecks zu stapeln, gar nichts hält. „Das funktioniert nicht.“ Tiefgaragen sind auf dem Gelände des antiken Römerlagers aus Denkmalschutzgründen nicht zulässig, so dass der Siegerentwurf dem Vernehmen nach Quartiersparkhäuser und hohe Mehrfamilienhäuser vorsieht. Niehsen und seine Partner wollen darauf drängen, das Nahversorgungszentrum vorab mit einer Teilbaugenehmigung zu realisieren. Alle Gutachten dazu lägen ja vor. Aber darauf lässt sich Hölters nicht ein. Es bleibt bei einem Plan für die ganze Fläche.