Neuss: Junge noch in Lebensgefahr

Fragen zum Ablauf bleiben offen. Die Kriminalpolizei ermittelt.

Neuss. Nach der dramatischen Rettungsaktion von drei Kindern, die am Donnerstag Nachmittag im Eis auf dem Reuschenberger See eingebrochen waren, ist der Zustand des zuletzt geretteten Jungen weiterhin kritisch. Er wird in einer Spezialklinik behandelt.

Zum Ablauf der Rettungsmaßnahmen bleiben noch einige Fragen offen. Nach Aussage der Wasserwacht war sie nicht eigens informiert worden. Die Rettungswache der DRK-Wasserwacht befindet sich nur etwa 300 Meter Luftlinie vom Unglücksort entfernt. "Normalerweise werden wir über einen Pieper verständigt", hatte Wasserwacht-Sprecher Dirk Büchen noch am Donnerstag erklärt. Das sei aber nicht geschehen. Die Feuerwehr gab dazu am Freitag keine Stellungnahme ab.

Die Kriminalpolizei hat mittlerweile Ermittlungen aufgenommen. Laut Reinhold Jung, Pressesprecher des Rhein-Kreises Neuss, gebe es aber "keinerlei Anhaltspunkte, dass es bei den Rettungsmaßnahmen oder beim Alarmierungsablauf durch die Kreisleitstelle zu Versäumnissen oder Pannen gekommen ist". Anderslautende Äußerungen habe die Polizei zur Kenntnis genommen und prüfe sie.

Bei der Rettungsaktion waren zahlreiche Helfer vor Ort: Feuerwehr, Ärzte, Johanniter, Rettungstaucher der Feuerwehr Düsseldorf und die DLRG. Die DLRG hat wie die Wasserwacht eine Station in der Nähe des Sees, "allerdings sind die Fahrzeuge der DLRG in Kaarst und Grimminghausen, sie brauchen wesentlich länger, bis sie vor Ort sind, als wir", hatte sich Büchen gewundert. Warum die DLRG informiert worden sei, die Wasserwacht aber nicht, bleibe ihm ein Rätsel.

Während eines der drei Kinder es selbst an Land geschafft hatte, mussten die anderen mit einem Hubschrauber gerettet werden. Zwar hatten Feuerwehrmänner zunächst versucht, in speziellen Gummianzügen zur Einbruchstelle vorzudringen. Doch auch sie brachen auf dem dünnen Eis ein.

Vom Helikopter aus konnte ein Junge mit einem Rettungsring aus dem Wasser gezogen werden. Um auch den Neunjährigen zu retten, der mit dem Kopf mehrmals unter Wasser gekommen war, zog der Hubschrauber ein Rettungsboot über das Eis bis zu dem Loch, wo der Junge ins Boot gezogen werden konnte.

Für diese Aktion sprach Joachim Kürsten vom Regionalvorstand der Johanniter dem Hubschrauberpiloten "ein Riesenlob" aus. Doch auch die Entscheidung des Lukaskrankenhauses, sofort ein zusätzliches Ärzteteam zum See zu schicken, sei eine "traumhafte Kooperation" gewesen: "So hatten wir drei Fachärzte am See, so dass jedes Kind direkt medizinisch versorgt werden konnte."

Der Neunjährige musste noch vor Ort wiederbelebt werden. Alle drei Kinder wurden ins Krankenhaus gebracht. Den beiden zehnjährigen Jungen gehe es "den Umständen entsprechend", meldete die Polizei.