Neuss: Keine Wehmut zum Abschied

Ulrike Schanko packt. Nach 17 Jahren verlässt sie das Landestheater.

Neuss. Kartons auf dem Flur und im Büro, alles fürs Stadtarchiv. Die Schränke sind schon leer. Wichtigster Apparat im Arbeitsraum der Intendantin ist der Schredder. Nach 17 Jahren am Rheinischen Landestheater, davon fünf als Intendantin, verlässt Ulrike Schanko das Haus.

UlrikeSchanko: Gut!

Schanko: Wenn man an die Arbeitsstunden hier denkt - da habe ich mit dem Theater natürlich deutlich mehr Zeit verbracht als mit meinem Ehemann. Ich meine: Ich bin ein bisschen verheiratet mit dem RLT. Ein bisschen! Deshalb kann ich mich jetzt auch gut lösen.

Schanko: Komischerweise fällt mir der Abschied gar nicht schwer. Nein, keine Wehmut. Es ist gerade in den vergangenen Monaten viel passiert, was mir ein Gefühl des Abgeschlossenseins gibt. Der Neubau an der Drususallee steht, dort, wo früher das Theater war. Oder der Tod meines Vorgängers Burkhard Mauer. Und seit geraumer Zeit steht meine Nachfolgerin fest. Es war hier eine lange, gute Zeit. Und jetzt ist sie vorbei.

Schanko: Zunächst mal: Es war toll, dass die Stadt uns das Haus hingestellt hat. Das hat auch unsere Position gegenüber dem Land gestärkt. Aber: Man merkt immer wieder, dass wir kein städtisches Amt sind. Oft genug fallen wir bei städtischen Überlegungen durch den Rost. Die Stadt könnte doch mit dem Exportschlager RLT werben! Aber sie tut es deutlich zu wenig.

Schanko: Die Grenze liegt in der Reduzierung der Produktionen. Wir hatten nach den Landeskürzungen schon zwei weniger. Wenn es unter fünf geht, ist die Schmerzgrenze erreicht. Dann kann man nicht mehr alle Genres bedienen, dann lassen sich die Produktionen nicht mehr verkaufen, man ist nicht mehr konkurrenzfähig, das Geld fehlt... ein Teufelskreis.

Schanko: Zunächst einmal: Der Publikumsgeschmack in Neuss ist ein anderer als anderswo. Man muss natürlich den Publikumsgeschmack im Auge haben. Aber man darf sich von ihm nicht abhängig machen. Und es ist doch so: Was ich nicht kenne, kann ich auch nicht mögen.

Schanko: Den gibt es nur im Kopf.

Schanko: Ja. Mit Sicherheit. Oft wollen oder können die zunehmend älter werdenden Menschen ihre Stadt nicht mehr verlassen. Da präsent zu sein ist für Theater ungeheuer wichtig.

Schanko: Das fällt mir schwer. Die Highlights waren für mich Höhepunkte aus ganz unterschiedlichen Gründen. Aber eine Enttäuschung aus jüngster Zeit kann ich nennen: Das war Tasso, das Konzept war viel zu kurz gedacht.

WZ: In wenigen Tagen verlassen Sie das Haus. Was werden Sie ab Sommer tun?

Schanko: Mir in den Theaterferien erstmal eine richtige Pause gönnen. Das waren insgesamt 26Jahre Theater, die vergangenen fünf Jahre besonders heftig. Also Durchatmen. Aber: Ich habe auch so richtig Jibber auf was Neues.

Schanko: Das ist doch klar: Weiterhin ein so treues Publikum! Das hat uns in Krisenzeiten, etwa bei der 24-Stunden-Protestaktion, ganz unglaublich unterstützt. Das zu erleben, war großartig.

Schanko:... gehören zusammen und könnten noch mehr voneinander profitieren.