Kinderbetreuung in Neuss Kitas: Neuss knackt 100er-Marke
Neuss. · Bis zum Jahr 2025 werden in Neuss 25 weitere Kitas benötigt. Die Suche nach Trägern ist schwierig.
Die Stadt Neuss wird noch im laufenden Kindergartenjahr die Marke von 100 Kitas knacken. Jugenddezernent Ralf Hörsken erklärt, dass in den kommenden Monaten fünf weitere Einrichtungen eröffnet werden. „Dann haben wir in Neuss 101 Kindertagesstätten“, sagt er. Das entspricht einem massiven Zuwachs innerhalb der vergangenen vier Jahre. Damals gab es in Neuss 83 Kitas. In den kommenden Jahren besteht dennoch weiter enormer Bedarf. „Neuss ist eine wachsende Stadt mit vielen jungen Familien. Bis 2025 werden wir 25 weitere Kitas benötigen“, sagt Hörsken. Und das ist gleich auf mehreren Ebenen eine Mammutaufgabe.
Zum einen läuft die Standortsuche. „Dafür haben wir in den vergangenen zweieinhalb Jahren rund 200 Orte geprüft“, erklärt Hörsken. Acht Standorte quer durch Neuss – von der Furth bis in den Süden – sind schon in der Planungsphase, mindestens zehn weitere seien bereits in der engeren Auswahl. „Was die weiteren Standorte bis 2025 anbelangt, bin ich sehr optimistisch“, sagt Hörsken. „Auch weil Investoren großes Interesse am Kitabau haben.“ Das ist auch deshalb wichtig, weil das städtische Gebäudemanagement (GMN) überlastet ist und den Kita-Ausbau alleine kaum gestemmt bekäme.
Andereseits ächzen die Träger unter den Kosten und sind häufig nicht mehr bereit, eine Kita unter den aktuellen Förderkonditionen zu betreiben. Thomas Kaumanns (CDU) schlägt mit Blick auf die Kirchen bereits Alarm.
Die Zahl der Mitglieder geht
in beiden Kirchen zurück
Rund 40 Prozent der Kitas in Neuss sind in kirchlicher Trägerschaft. Aber die Zahl der Mitglieder geht in beiden Kirchen zurück. Das belegen Zahlen des Kirchenamts der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) und dem Verband der Diözesen aus dem vergangenen Jahr. Bis 2035 schwinden die Mitgliederzahlen demnach um 22 Prozent, bis 2060 gar um 49 Prozent. Damit sinken auch Einnahmequellen, allen voran die Kirchensteuer. „Das Aufbringen von Eigenmitteln wird immer schwieriger. Damit sinkt auch die Bereitschaft, neue Aufgaben zu übernehmen“, sagt Kaumanns. Das habe nicht nur Auswirkungen auf die Kitas, sondern auch auf andere Angebote wie Lotsenpunkte oder die Schuldnerberatung. „Im Kern stellt sich die Frage, wie die soziale Großstadt auch in Zukunft erhalten werden kann“, sagt Kaumanns. Die Stadt wird in Zukunft wohl zusätzlich finanziell gefragt sein.
Bei den Kitas beträgt der Eigenanteil der Träger in Neuss laut Hörsken zwischen rund drei und zwölf Prozent. Immer häufiger wird aber finanzielle Entlastung gefordert. Zwar soll zum 1. August 2020 das neue Kinderbildungsgesetz (Kibiz) in Kraft treten, das die schwarz-gelbe Landesregierung verabschiedet hat. Die Finanzierung ist laut Hörsken aber auch in Zukunft „nicht auskömmlich“. Ab 2021 bedeute das neue Kibiz für die Stadt Neuss mindestens vier Millionen Euro an zusätzlichen Kosten pro Jahr. CDU-Landtagsabgeordneter Jörg Geerlings ist überzeugt: „Das neue Gesetz ist gut für unsere Kinder und gut für Neuss.“ Es sei zwar ein finanzieller Kraftakt. „Unsere Kinder sind es wert“, betont Geerlings.