Neubaupläne vorgestellt „Grüne Furth“: Bürger sind am Zug
Nordstadt. · Der Plan für die künftige Bebauung der Industriebrache in Nachbarschaft des Bahnhofes wurde jetzt den Bürgern vorgestellt. Jetzt sollen sie ihren Vorstellungen und Wünsche äußern.
Der Abriss der alten Schraubenfabrik hat begonnen. Östlich des Weißenberger Weges zeigt die Abbruchtätigkeit schon deutliche Spuren, westlich davon soll die Abrissbirne ab Februar zum Einsatz kommen. Sie schafft Platz für ein gemischt genutztes Quartier mit 500 bis 600 neuen Wohnungen. Wie das innenstadtnahe Viertel aussehen könnte, wurde am Mittwochabend erstmals interessierten Bürgern vorgestellt. Denn sie sind jetzt am Zug, Anregungen, Bedenken, aber auch Wünsche zu formulieren.
Die Aufgabe ist, für gut 100 000 Quadratmeter unmittelbar in Bahnhofsnähe eine zeitgemäße Nutzung zu finden. Über 130 Jahre war dort die Fabrik Bauer & Schaurte, die als wichtiger Arbeitgeber auch einen Mittelpunkt auf der Furth schuf. Heute sei die Industriebrache ein „unbekannter Ort“, erklärte Planungsdezernent Christoph Hölters – aber die Zukunft ist grün. „Grüne Furth“ hat Oliver Konrath seinen Entwurf getauft, der den Weißenberger Weg zu einer grünen Achse durch ein fast autofreies Quartier aufwerten soll.
Es soll Platz für Bäume
und Grün enstehen
Die Zufuhrstraße wird aufgeweitet, sodass dort ebenso Platz für Bäume und Grün entsteht wie an der Further Straße, die eine Haupterschließungsstraße bleibt, aber zur Allee verbreitert werden soll. Den Platz dafür soll der Abbruch der gesamten Fassade schaffen, der auch das markante Verwaltungsgebäude einschließt. In der Abwägung zwischen ihrem Erhalt und mehr Freiraum an der Straße hatte der Gestaltungsbeirat des Rates gegen die Fassade optiert. Ein Entschluss, der einige Further erkennbar nicht zufriedenstellt. Sie trugen vor, dass der alte Baubestand an der Ecke Zufuhrstraße, der nicht zur Fabrik gehört, stehen bleibt und in diese Allee hineinragen würde. Und sie fragen nach „Landmarken“, die an die industrielle Vornutzung erinnern. Gehört nicht die Fassade dazu?
Konrath – und mit ihm die Wettbewerbs-Jury – hatte andere Dinge als markanter bewertet: Sheddachhalle, Schornstein mit Kesselhaus (ganz oder zumindest zur Hälfte) und „Kathedrale“. Was damit werden soll, ist eine der zentralen Fragen, auf die die Stadt im Rahmen der Bürgerbeteiligung eine Antwort sucht. Diese „Abfrage“, bei der auch um Vorschläge für einen Quartiersnamen gebeten wird, läuft erstmals auch über ein Online-Portal auf der städtischen Internetseite. Aus Sicht von Ralph Schneemann von der Düsseldorfer Bema-Gruppe, die als Investor und Projektentwickler auftritt, wäre die Namenssuche nicht unbedingt nötig. Sein Unternehmen spricht nur vom Inbus-Viertel – in Erinnerung an die wichtigste Erfindung der Schraubenfabrik.
Der Bebauungsplan, wie er jetzt vorliegt, ist eine Weiterentwicklung des Siegerentwurfes aus dem städtebaulichen Wettbewerb. Geblieben ist die Vorgabe, neben Wohnraum auch Arbeitsplätze in Handel, Gastronomie oder Kleingewerbebetrieben zu schaffen. Hinzugekommen aber sind vier zu berücksichtigende Kindergärten und ein siebenstöckiges Hotels, das vis-a-vis zum Jobcenter und in Anlehnung an ein geplantes Quartiersparkhaus gebaut werden soll.
Abriss und Sanierung
dauern etwa ein Jahr
Viele Fragen, etwa zur Erschließung, zu Rettungswegen oder den stadtklimatischen Aspekten – Dachbegrünung, Regenwasserspeicher oder eine zentrale Stromversorgung gelten als gesetzt, konnten die Planer schlüssig beantworten. Eine Sorge konnten sie nicht entschärfen – die vor Lärm und Dreck. Denn Abriss und Sanierung werden mit Sicherheit ein Jahr, die Neubebauung kann sogar bis zu fünf Jahre dauern.