Silvester-Zeitreise in Neuss Die Goldenen 20er sind zurück
Neuss. · Die Studenten Yasmin Köferstein und Dennis Groewer machen eine modische Zeitreise.
Über dieser Silvesternacht liegt ein besonderer Zauber. Denn mit dem neuen Jahrzehnt kommen die Goldenen 20er wieder. Um diesen Zauber zu spüren, begeben sich die Neusser Studenten Yasmin Köferstein (26) und Dennis Groewer (30) auf die Suche nach dem Stil dieser Zeit.
Der erste Stopp wird beim Barbershop „Cut and Shave“ am Theodor-Heuss-Platz gemacht. Dort bekommt Dennis von Yousef Ahadi (32) einen frischen Schnitt. Der Ledersessel wird nach hinten gelegt, ein gepflegter Bart muss her. Dafür schäumt der Friseur erst ein, bevor mit scharfem Messer die türkische Rasur beginnt. Um die Bartkanten möglichst sauber zu schneiden, legt er mit einem Fadengeflecht Hand an. Ahadis Finger fliegen über Dennis’ Gesicht. Die Ohrhärchen werden mit einem Feuerstäbchen verbrannt, die Haare am Schopf im Seitenscheitel nach oben gegelt. Der Student ist nicht zum ersten Mal in einem Barbershop. „Hier gibt es viele fähige Mitarbeiter, gerade was Männerschnitte betrifft“, sagt Dennis.
Ahadi ist seit 14 Jahren Friseur und kann natürlich auch Frauen frisieren. Yasmin, die bereits einen kurzen Bob mit Pony trägt, werden nur noch die Spitzen à la Coco Chanel eingedreht. Roter Lippenstift auf den Mund, und der Look ist fertig. Die 26-Jährige fügt sich perfekt in den Salon mit Retro-Charme ein. „Die 20er waren ein wildes Jahrzehnt mit viel Chic und Umbruch, besonders in Amerika“, sagt die Studentin. Sie liest gerade ein Buch über die Fitzgeralds, die für sie die 20er Jahre verkörpern: „Sie sind der Stil der Zeit, einfach 20er pur!“ Glitzer, Pailletten, Federn und Hüte – die Mode der 1920er Jahre strahlt pure Lebensfreude aus. Mit der aufkommenden Emanzipation der Frauen wandelte sich ihre Kleidung drastisch. Schluss mit Rüschen und Korsett – ein gerader Schnitt führte die Trends an. Kaum eine Stilikone prägte die Mode hierzulande so sehr wie Marlene Dietrich mit ihren Plisseekleidern, Pelzmänteln und Hosenanzügen.
Einige der Kostüme sind für
das Theater genäht worden
Im Theater am Schlachthof ist das Sortiment im Mode-Fundus groß. Das Theater hat in der Vergangenheit Stücke aus jener Zeit aufgeführt wie etwa „Ein Tanz auf dem Vulkan“ und hat daher einige selbstgenähte Schätze parat. „Die Aufführungen kommen beim Publikum gut an, sie waren jedes Mal ausverkauft“, sagt Theater-Geschäftsführerin Britta Franken. Für die 46-Jährige macht vor allem die Musik das Jahrzehnt aus. „Die Lieder von damals funktionieren heute noch“, sagt sie und denkt dabei an den Hit „Mein kleiner grüner Kaktus“.
Yasmin und Dennis stöbern an der Kleiderstange und suchen sich ein passendes Outfit aus. Die 26-Jährige greift direkt zum Haarband. „Das muss sein“, sagt sie und bindet es sich um. Der sogenannte Bubikopf bleibt dadurch in Form. Passend dazu trägt sie ein grün schimmerndes Kleid. Dennis, der in der Schule zwei Jahre lang Theater gespielt hat, kennt sich mit Bühnenkostümen aus. Er trägt einen geraden, schwarzen Anzug mit Spitze-Verzierungen an Ärmeln und Kragen, dazu ein weißes Hemd und eine Melone.
Das junge Paar fühlt sich in seinem historisch angehauchten Look auf Anhieb wohl. „Ich kann mir gut vorstellen, so mal feiern zu gehen“, sagt Yasmin. Also dann: Licht an, Musik laut und willkommen in den neuen 20ern!