Transdev am Neusser Hauptbahnhof Fernverkehrstickets noch Mangelware
Neuss. · Drucker- und Automatenfehler machten den Hauptbahnhof zur Service-Wüste. Noch immer sind nicht alle Probleme beim neuen Anbieter Transdev behoben.
Seit dem 15. Dezember vergangenen Jahres ist die Transdev Vertrieb GmbH für den Verkauf von Nahverkehrstickets an den Bahnhöfen und Schienenpersonen-Nahverkehr-Haltepunkten im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zuständig. Eigentlich sollen auch Fernverkehrstickets an den Automaten und in der „Relay“-Buchhandlung am Neusser Hauptbahnhof erhältlich sein. Das stellte sich in den ersten Wochen allerdings nur als Theorie heraus. Denn in der sogenannten „Shop-in-Shop-Lösung“ können wegen einer Drucker-Panne bislang keine Fernverkehr-Tickets verkauft werden. „Wir sind zuversichtlich, dass das Problem zeitnah behoben wird“, sagt ein Sprecher von Transdev auf Nachfrage.
Doch damit nicht genug. Denn aufgrund einer weiteren Panne war der Verkauf von Fernverkehrstickets an allen 450 Fahrscheinautomaten im VRR-Verbundraum nur eingeschränkt möglich. Seit dem 4. Januar seien die Probleme allerdings behoben, wie der Transdev-Sprecher sagt. Von den vier Automaten am Hauptbahnhof in Neuss seien jedoch noch zwei Automaten von der Störung betroffen.
Eine Zeitungsleserin, die am 3. Januar spontan nach Bielefeld reisen musste, berichtet über ihre Odyssee. Eigentlich wollte sie am Neusser Hauptbahnhof eine Fahrkarte für den Fernverkehr an einem der neu installierten Automaten lösen. „Dies war allerdings nicht möglich“, sagt sie. Ihre einzige Möglichkeit wäre ein Ticket für den Nahverkehr gewesen, was allerdings keine Option darstellte. „Auch ein Nachlösen in Düsseldorf wäre für mich aufgrund der kurzen Umstiegszeit keine Option gewesen“, sagt sie. Nach einer unbefriedigenden Beratung in der Buchhandlung habe sie sich von ihrem Vater unter Zeitdruck zum Düsseldorfer Hauptbahnhof fahren lassen, um einen ICE zu nehmen. Transdev dazu: „Sollte seitens des Personals der Shop-in-Shop-Lösung in Neuss unfreundlich geantwortet worden sein, bitten wir um Entschuldigung.“
Transdev sieht Konkurrenz durch neues DB-Reisezentrum sportlich
Doch es gibt auch gute Nachrichten für Fahrgäste. Denn ab dem heutigen Donnerstag öffnet das neue Reisezentrum wieder, das Anfang Oktober von der Deutschen Bahn überraschend geschlossen worden war. Eigentlich hätte es bereits zum 1. Januar öffnen sollen, nach Angaben des Betreibers Dennis Trockenbrodt habe er jedoch erst am 23. Dezember den Mietvertrag im Briefkasten gehabt. Trockenbrodt ist ein 35 Jahre alter Kaufmann für Tourismus und Freizeit, der bereits in Lüdenscheid eine DB-Agentur betreibt. Vermietet werden die Räumlichkeiten von „DB Station & Service“. Für Fahrgäste in Neuss wird sich laut Trockenbrodt nichts ändern. So sollen an den neu eröffneten, bemannten Schaltern dieselben Tickets verkauft werden wie früher.
Transdev nimmt die überraschende Ticket-Konkurrenz sportlich: „Mit einem weiteren Anbieter besteht einerseits natürlich ein Wettbewerb, andererseits stehen somit den Reisenden nun zwei Möglichkeiten zum Erwerb von Tickets für den Fernverkehr zur Verfügung.“ Die Behauptung des Unternehmens, dass Fahrscheine für den Fern- als auch den Nahverkehr aus einer Hand – zumindest in der Theorie – nur in der Shop-in-Shop-Lösung erhältlich sind, widerspricht Trockenbrodt. Dies sei nämlich auch in seinem Reisezentrum der Fall. „Wir verkaufen sämtliche Tickets“, sagt er. Ab Februar werde der 35-Jährige sein Angebot dann nochmal erweitern – dann sollen dort unter anderem auch Flixbus- und Ameropa-Tickets erhältlich sein.