Politik will Sicherheitskonzept Politiker wollen die Schulwege in Neuss sicherer machen

Neuss. · Ein neues Konzept soll auf den weg gebracht werden – auch wenn aktuell nicht alles schlecht läuft.

An der Leoschule wurde – rund 150 Meter vom Schultor entfernt – bereits eine Hol- und Bringzone ( „Elternhaltestelle“) eingerichtet.

Foto: Andreas Woitschützke

Reine Statistiken sind im Ernstfall wenig wert. Auch deshalb richtet Norbert Jurczyk im Schulausschuss durchaus emotionale Worte an die Politik: „Jeder Unfall auf dem Schulweg ist zuviel. Es ist oft nur Glück, ob ein Kind überlebt oder mit schweren Verletzungen davonkommt“, sagt der stellvertretende Leiter des Amts für Verkehrsangelegenheiten. Und auch gute statistische Werte nutzen nichts, wenn es zu dem einen schweren Unfall kommt. „In Neuss gab es in den vergangenen Jahren Gott sei Dank keinen tödlichen Schulwegunfall“, betont Jurczyk. „Aber der Fall in Mönchengladbach, bei dem eine Autofahrerin – es handelte sich um ein Elterntaxi – im Dezember 2018 ein Kind erfasste, das daraufhin starb, hat auch uns in Neuss sehr bewegt.“

Die Schulwegsicherheit ist in der Quirinus-Stadt verstärkt in den Blick der Politik geraten. Jurczyk erklärt, welche Maßnahmen bereits ergriffen werden – und stellt ein umfangreiches Paket vor. Die Politik möchte darauf aufbauend ein Schulwegsicherheitskonzept auf den Weg bringen. Titel: „Sicher und eigenständig zur Schule“. Das Thema soll in Zukunft stärker in den Arbeitskreis „Rad und Fuß“ eingebunden werden. Zudem soll es regelmäßig Berichte im Schulausschuss geben. Henny Rönneper (Grüne) betont: „Wir möchten alle Gefahrenstellen im Stadtgebiet identifizieren und beheben.“ Daran arbeitet das Amt für Verkehrsangelegenheiten in Abstimmung mit den Schulleitungen bereits kontinuierlich. Die eine Gefahrenstelle gebe es so nicht. Es gehe oft auch um richtiges Verhalten.

Elterntaxis bleiben
ein zentrales Problem

Eine zentrales Problem bleiben Elterntaxis. „An einigen Schulen macht der Elterntaxi-Verkehr einen Anteil von 60 Prozent aus“, sagt Jurczyk. „Das ist zuviel, daran müssen wir arbeiten.“ Er sprach von einem „Teufelskreis“ und zitierte ein Paradoxon: „Eltern fahren ihre Kinder mit dem Auto zur Schule, damit diese nicht von Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren, angefahren werden.“ Aus dem Gefühl, die Straßen seien zu gefährlich, entstehe so eine Zunahme des Verkehrs und dies führe dann tatsächlich dazu, dass die Straßen gefährlicher werden. Dies gelte es zu durchbrechen und den Schulweg zu Fuß, per Fahrrad oder mit dem Bus wieder zu stärken. Das sei gut für die Orientierungsfähigkeit, Selbstständigkeit, motorische Entwicklung und körperliche Fitness von Kindern.

Zumal die Statistik das Gefühl der Gefahr laut Jurczyk zumindest relativiere. „Bei 20 000 Schülern und 200 Schultagen im Jahr ergeben sich, wenn wir Hin- und Rückweg betrachten, rund acht Millionen Bewegungen“, sagt er. „Im Durchschnitt haben wir acht Schulwegunfälle im Jahr. Das ergibt eine Wahrscheinlichkeit, betroffen zu sein, von eins zu einer Million.“

2018 gab es allerdings zwölf Schulwegunfälle. Dreimal wurden Schüler, die zu Fuß unterwegs waren, von Autos erfasst. Hinzu kommen neun Radfahrunfälle. „Die meisten Unfälle entstehen durch Kraftfahrzeuge“, betont Jurczyk. Ein Faktor können Elterntaxis sein. In Pilotprojekten hat die Stadt erste Haltestellen für Eltern eingerichtet. An der Rosellener Kirchstraße soll eine weitere folgen.