ÖPNV in Neuss 2029 sollen alle Busse elektrisch fahren

Serie | Neuss · Bis jetzt verfügen die Neusser Stadtwerke über vier E-Busse. Das wird sich in den nächsten Jahren ändern. Dann sollen alle 71 großen und 15 kleinen Fahrzeuge als E-Modelle unterwegs sein. Ein Besuch auf dem Betriebshof und in der Werkstatt.

Durch Videokameras im Innern soll Vandalismus verhindert werden.

Foto: Andrea Hanisch

Es ist ein schwül-heißer Nachmittag, 34 Grad im Schatten. Auf dem Gelände des Betriebshofs der Stadtwerke Neuss weht kaum ein Lüftchen. Nach und nach biegen die rot-weißen Busse auf den Platz vor den riesigen Park-, Wasch- und Wartehallen ein. Schmuck sehen sie aus, die insgesamt 71 großen und 15 kleinen Fahrzeuge. So sauber, als seien sie gerade frisch aus der Waschanlage gekommen. „Ja“, sagt der technische Leiter Florian Stein nicht ohne Stolz, „wir legen großen Wert auf die innere und äußerliche Sauberkeit unserer Flotte. Die Busse werden dreimal in der Woche gewaschen, bei Schmuddelwetter öfter.“

Stolz ist der technische Leiter auch auf die immer größer werdende Hybrid- und Elektroflotte. „Mittlerweile haben wir drei E-Busse à zwölf Metern und einen E-Bus von 18 Metern Länge“, berichtet er. Bis zum Jahr 2029, so ist der Plan, sollen alle Busse elektrisch fahren. Auf dem vier Fußballfelder umfassenden Betriebshof der Stadtwerke, die als eigenständiger Verkehrsbetrieb 1991 entstanden, gibt es nicht nur Busse – sondern an der Wand des Verwaltungsgebäudes stehen auch einige E-Vespas und E-Fahrräder. Dort befindet sich eine der bislang zwei Mobilstationen. Sowohl dort wie auch am Niedertor können die E-Fahrzeuge gemietet, zurückgebracht und natürlich geladen werden.

„Das gehört zu unseren zwei neuen Projekten für die Zukunft“, erläutert Uwe Koppelmann, Leiter des Bereichs Nahverkehr bei den Stadtwerken. „Zukünftig sollen über das gesamte Neusser Stadtgebiet 26 solcher Mobilstationen entstehen“, macht er deutlich.

Ein weiteres Zukunftsprojekt der Neusser Stadtwerke soll der Taxibus „on demand“ werden, der nicht nur wie der bekannte Taxibus an richtigen Haltestellen hält, sondern auch an sogenannten virtuellen Haltestellen, wie zum Beispiel in Krefeld an Laternenmästen. Er kann demnächst, wie auch die Fahrzeuge an den Mobilstationen, über die „neuss mobil“-App gebucht werden, wie jetzt schon alle anderen Tickets für den Nahverkehr auch.

In einer der großen Hallen erläutert Florian Stein das Laden eines E-Busses. „Über dem Bus befindet sich der Panthograph, auch Storchenschnabel genannt. Er ist an der Hallendecke angebracht und überträgt über den vom Dach ausgefahrenen Leitungsbügel den Strom auf den Bus. Das dauert ungefähr vier Stunden bei einer Ladekapazität von 75kw/h.“

Die modernen Elektrobusse haben noch keine sehr große Reichweite. Im Unterschied zu den mit Diesel betriebenen Bussen, die 600 Kilometer fahren können, schaffen sie gerade einmal 250 Kilometer als kleiner Bus und 200 Kilometer als Gelenkbus. „Die E-Mobilität ist auch für uns ein Paradigmenwechsel“, so Stein. „Wir müssen die Lade-Kapazitäten dafür schaffen, die neue Technik, bis jetzt haben wir die unterirdischen Fülltanks mit 180 000 Litern Dieseldurchlauf, aber jetzt brauchen wir Ladesäulen für E-Fahrzeuge und die sind natürlich ortsgebunden.“

Die Busse des Betriebshofs müssen einmal jährlich zum TÜV, das aber ist vor Ort möglich, denn zum Betriebshof gehört auch eine große Meister-Werkstatt mit sogenannter Eigenüberwachung. Busse, die drei Jahre und älter sind, müssen zudem jährlich zu einer Sonderprüfung. Die Fahrzeuge sind alle klimatisiert und videoüberwacht. „Seit der Einführung der Videoüberwachung ist der Vandalismus gegen Null gegangen“, sagt der technische Leiter. „Mittlerweile mache ich nur noch Auswertungen wegen Taschendiebstählen oder Unfällen für die Polizei“, führt er weiter aus.

Das kostenlose WLAN, das es in einigen Bussen bereits gibt, soll bald flächendeckend umgesetzt werden. Ob sich das rentiere, bezweifelt Stein. „Die Jahresverbindungen für das WLAN sind schon sehr teuer und dafür sehen wir recht wenige Logins der Kunden.“ Er vermutet, dass die kurzen Fahrtstrecken etwas damit zu tun haben könnten.