Kanalbau in Neuss Pappelwäldchen ist von Rodung bedroht

Nordstadt · Anwohner fürchten um den Grünzug zwischen Vogelsang und Weißenberg. Die CDU teilt ihre Sorgen und macht die Rodung wie auch den damit verbundenen Kanalbau zum Thema im Rat. Die ISN kündigt eine Bürgerinfo an.

Die ISN will durch das Pappelwäldchen einen Kanal bauen und dafür einen breiten Streifen beiderseits des Rad- und Fußweges roden.

Foto: Christoph Kleinau

Viele Menschen in der Nordstadt sehen ihr Pappelwäldchen bedroht. Jenen baumreichen Grünstreifen zwischen dem Further Kirmesplatz und der Bahntrasse, der parallel zur Gladbacher Straße die Ortsteile Weissenberg und Vogelsang trennt. Anlass für ihre Sorge bieten Pläne der Infrastruktur Neuss (ISN), den sogenanntenn Stingesbachsammler auf einer Länge von mehr als einem Kilometer erneuern zu wollen. Das ist mit umfangreichen Rodungsarbeiten verbunden und wird zwei Jahre dauern.

Das Vorhaben war schon im Jahr 2018 im Paket mit dem Generalentwässerungsplan 2019 bis 2024 beschlossen worden. Im April wurden Details auf der Internetplattform des Baustellenradars der Stadt veröffentlicht, betont ISN-Specher Jürgen Scheer. Aber das wurde offenbar von niemandem wahrgenommen. „Wer schaut da auch schon rein?“, fragt Silvia Dorka, die sich diese Mühe mal gemacht hat und Alarm schlägt.

In einem Brief an den Bürgermeister stellt Dorka den Sinn des Vorhabens infrage, spricht von einer Entscheidung wider jeglicher Vernunft. Sie hält es für unnötig, einen Kanal mit der Begründung erneuern zu wollen, ihn so auf kommende Hochwasserereignisse auszurichten, wo doch das Julihochwasser im Sommer 2021 am Stingesbach kaum messbar war. Vergleiche man diesen Aufwand mit dem Eingriff in das Landschaftsbild und die daraus resultierenden Folgen, werde das Projekt noch unsinniger, sagt sie.

Aus dem Bürgermeisteramt bekam Dorka eine Antwort, die sie nicht zufriedenstellt. Die Anwohnerin wandte sich deshalb an die CDU, die sich ihrer Argumentation anschließt und das Thema am 23. September in den Rat bringen will. „Die Anwohner fragen zurecht, ob diese Rodungen wirklich sein müssen“, sagt die Stadtverordnete Monika Mertens-Marl. Und fügt hinzu: Eine solche Rodung passt nur schwerlich in unsere Zeit, in der wir für jeden Baum in unserer Stadt kämpfen.“

Die CDU erwartet deshalb (und wird das zum Antrag erheben), dass die Stadt die Notwendigkeit dieser Rodung begründet und darlegt, ob es dazu keine Alternativlösung gibt. Das soll im Rahmen einer Informationsveranstaltung geschehen, die die ISN nach Scheers Angaben ohnehin geplant hätte. Aber erst, wenn die Ausbauplanung steht. Die arten- wie auch die landschaftsschutzrechtliche Bewertung stünden dazu noch aus, sagt er.

Aus Sicht der ISN gibt es – Stand jetzt – zu Rodung und Neubau eines dann größer dimensionierten Sammlers keine Alternative, zumal der bestehende Sammler aus dem Jahr 1957 einsturzgefährdet ist. Zudem habe die ISN sich für die Variante entschieden, die die geringsten Eingriffe in die Landschaft bedeutet, sagt Scheer, denn der neue Kanal verläuft nicht mehr im nördlichen Teil des Grünzuges, parallel zur Clarenbachstraße, sondern verschwindet unter dem Wanderweg, auf dem auch der Rundwanderweg A 1 des Eifelvereins verläuft.

Geplant ist, zunächst den Sammler zwischen Bahnstrecke und Römerstraße zu erneuern und sich in einem zweiten Schritt von dort zum Further Kirmesplatz vorzuarbeiten. Die ersten Bäume sollen aber noch in diesem Herbst gefällt werden.