Bombenentschärfung in Neuss Große Evakuierung in der Nordstadt

Nordstadt · In der Nordstadt mussten am Dienstagabend rund 3400 Anwohner ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Der Grund: Bei Bauarbeiten wurde eine Weltkriegsbombe gefunden, die entschärft werden musste. Auch der ÖPNV war betroffen.

Mit Straßensperrungen – wie hier an der Römerstraße – wurde der Bereich für die Bombenentschärfung gesichert.

Foto: Simon Janßen

Der Anruf aus dem Rathaus kam am Nachmittag. Ob die Turnhalle der Grundschule „Die Brücke“ als Unterkunft im Zuge einer Evakuierungsmaßnahme zur Verfügung stehe, lautete die Frage. Hausmeister Anton Giesbrecht bejahte sofort. Kurz darauf liefen die Vorbereitungen bereits, denn es gibt keine Zeit zu verlieren. Weil bei Bauarbeiten auf der Wolkerstraße am Dienstag eine fünf Zentner schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die sich in vier Meter Tiefe befand, gefunden wurde, rückte am Abend der Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung Düsseldorf an. Doch bevor die Experten die Bombe entschärfen können, mussten zur Sicherheit rund 3400 Anwohner ihre Häuser und Wohnungen – betroffen war auch das Elise-Averdieck-Seniorenzentrum – verlassen. Und all diese Menschen brauchten bis zur Entwarnung eine Möglichkeit zum Aufenthalt.

Betroffen waren alle Menschen, die in einem Radius von 250 Meter um den Bomben-Fundort wohnen. Nicht nur die Turnhalle der Grundschule „Die Brücke“ am Weißenberger Weg diente als Aufenthaltsort bis zur Entwarnung. Dort wurde ein Angebot für all jene geschaffen, bei denen eine Covid19-Infektion beziehungsweise entsprechende Symptome vorliegen. Alle anderen kommen ab 17 Uhr im Thomas-Morus-Haus an der Adolfstraße unter. Die wesentlichen Unterschiede lagen im Infektionsschutz vor Ort. Sabine Otte, Einsatzleiterin der Malteser, erklärte, dass in der Grundschul-Turnhalle zum Beispiel Maskenpflicht gelte und auf Abstand und andere Maßnahmen geachtet werde. „Familien können aber genauso zusammenbleiben wie im Thomas-Morus-Haus“, sagte sie.

Besondere Maßnahmen wurden bei den Bewohnern des Elise-Averdieck-Hauses ergriffen. Acht Bewohner des Seniorenzentrums sind bettlägerig und werden in einem Krankenhaus untergebracht, heißt es aus dem Haus. Die übrigen Bewohner wurden in ein Seniorenzentrum nach Norf gebracht. Im Vorfeld der Bombenentschärfung wurden zudem zahlreiche Straßen und Zufahrten gesperrt. Davon betroffen waren unter anderem der südliche Teil der Further Straße, die Fesser Straße sowie Teile der Römerstraße. Die Straßensperrungen hatten auch Auswirkungen zum Beispiel auf Kaufland, der früher schließen musste. Dort liefen ab 17.30 Uhr Durchsagen mit Hinweisen für die Kunden, der Parkplatz leerte sich daraufhin schnell. Neben dem 250-Meter-Radius gab es einen sogenannten erweiterten Gefahrenbereich. Menschen, die dort wohnen, werden aufgefordert, sich „luftschutzmäßig“ zu verhalten, das heißt insbesondere, sich auf der abgewandten Gebäudeseite und nicht im Dachgeschoss oder im Freien aufzuhalten. Von den Auswirkungen der Bombenentschärfung war auch der ÖPNV betroffen. Bei Redaktionsschluss war die Entschärfung noch nicht beendet.