Feuerwehr in Neuss CDU will „Tag des Blaulichts“ in Schulen etablieren

Neuss · Die CDU will „Blaulichtorganisationen“ in Schulen werben lassen. Vertreter von Schulen und Feuerwehr wünschen sich ein langfristigeres Konzept.

Stefan Meuter ist Vorsitzender des Verbandes der Feuerwehren im Rhein-Kreis.

Foto: Andreas Woitschützke

An Nachwuchs mangelt es aktuell in vielen Bereichen – so auch bei Feuerwehr und Rettungsdiensten. Mit einem „Tag des Blaulichts“ will die Neusser CDU jetzt Abhilfe schaffen. Sie fordert, dass die Organisationen sich in den Schulen vorstellen können und für die ehren- oder hauptamtliche Arbeit werben. „Wir wollen einen neuen Rahmen bieten, um den Austausch zwischen jungen Menschen und unseren so wichtigen Blaulichtorganisationen zu verbessern“, sagt der Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings über das Vorhaben seiner Partei. „Mit Nähe schafft man Respekt für die großartige Arbeit. Und man ermuntert hoffentlich noch mehr junge Menschen, sich ehrenamtlich oder hauptamtlich zu engagieren.“

Bei Vertretern von Schulen und Feuerwehr trifft das auf gemischte Gefühle. Durchaus ein guter Startschuss, um das Interesse der Schüler an den Berufen zu wecken, findet Stefan Meuter – mehr aber auch nicht. „Es bringt kein Blaulichttag was. Da bin ich skeptisch. Das ist vergleichbar mit einem Tag der offenen Tür“, so der Vorsitzende des Verbandes der Feuerwehren im Rhein-Kreis, der zudem Leiter der Werkfeuerwehr bei Alunorf ist. Seine Kritik: „Der muss regelmäßig passieren. Man kann das nur als Initialzündung nehmen, um das Interesse zu wecken, aber man muss dann am Ball bleiben.“

Denn die Mitgliederzahlen seien nicht das größte Problem. Im Gegenteil gebe es dahingehend sogar einen leichten Positivtrend zu verzeichnen. Vielmehr machten der Feuerwehr die zeitlich eingeschränkte Verfügbarkeit der Einsatzkräfte zu schaffen.

Insbesondere die Pendler unter ihnen hätten eine geringe Tagesverfügbarkeit. Das sorge im Umkehrschluss dafür, dass trotz relativ konstanter Mitgliederzahlen Nachwuchs gebraucht werde. Besonders im Hauptamt gelte das: „Der Markt ist leer gefegt. Man ringt um hauptberufliche Kräfte“, so Meuter. Für Ehrenamtler sei zudem der zeitliche Mehraufwand neben dem Job häufig abschreckend. Dazu komme der Faktor der persönlichen Fitness und Gesundheit. „Wenn die auch nicht mehr gegeben ist, bin ich kein Atemschutzgeräteträger mehr und falle als Einsatzkraft in der ersten Reihe auch schon wieder aus.“ Hier sei „Dranbleiben“ erforderlich.

Die Berufsfeuerwehr Köln habe kürzlich ein Pilot-Projekt gestartet, mit dem sie an mehreren Schulen einen Grundlehrgang Feuerwehr in Form einer AG anbiete. Ein konstantes Angebot, das Meuter begrüßt. „Das darf keine politische Eintagsfliege sein. Man muss den Feuerwehren auch finanzielle und vor allem personelle Mittel zur Verfügung stellen.“ Wichtig ist aus seiner Sicht, den Tag des Blaulichts für Schüler interessant zu gestalten und ihnen das Berufsbild Feuerwehr näherzubringen. „Die müssen mit offenem Mund da rausgehen.“ Dann sieht er durchaus Erfolgschancen für die Pläne.

Stefan Kremer, Schulleiter des Gymnasiums Norf, zeigt sich von der Idee des „Tag des Blaulichts“ begeistert. „Ich stehe dem absolut positiv gegenüber“, sagt er. Es sei natürlich wichtig, eine Balance zwischen der Zeit, die für reguläre Unterrichtsstunden und Zeit, die für Unterricht anderer Art, „also zum Beispiel Werbung für Ehrenamt oder den Beruf“, investiert wird, zu halten. „Ich kann mir aber mehrere Wege vorstellen, wie man das durchführen könnte.“ Aktuell gibt es an seiner Schule bereits eine AG in Zusammenarbeit mit der Johanniter-Unfallhilfe für Fünft- und Sechstklässler. Ab Klasse 7 können sie den Schulsanitäterdienst antreten. „Ich kann mir gut vorstellen, dass man da andockt und darauf aufbaut“, so Kremer. „Die Forderung finde ich sehr sinnvoll.“ Zudem würde er das mit einem regelmäßigen Beitrag von Blaulichtberufen am Berufsinformationstag ergänzen wollen, „weil man die Älteren dann dafür interessiert, den Beruf tatsächlich auch zu ergreifen“.

Die CDU will in der nächsten Stadtratssitzung einen Antrag stellen: Dann soll die Stadtverwaltung mit Blaulichtorganisationen und Schulen Gespräche führen, wie ein „Tag des Blaulichts“ konkret gestaltet werden kann.