Erstes Urban Art Festival am Niederrhein „Home, sweet home“: Sprayer machen Kunst in vier Städten
Neuss. · Kommunen kooperieren für erstes „Urban Art Festival“.
Kooperationen zahlen sich aus. Das zeigt die Zusammenarbeit von gleich vier Städten, die das erste „Urban Art Festival“ veranstalten und dafür vom Land NRW im Zuge der Regionalen Förderung einen ordentlichen Zuschuss bekommen. Harald Müller, der Leiter des Neusser Kulturamtes, und Thomas Hoeps, Leiter des Mönchengladbacher Kulturbüros und auch Initiator des Projekts, geben das unumwunden zu – und freuen sich, dass sie das Stadtmarketing Krefeld und das Tourismus- und Kulturbüro Geldern mit ihrem Konzept überzeugt haben.
Kernteam besteht aus
vier Streetart-Sprayern
Denn jede Stadt macht was eigenes, mit einem Kern von Wandmalern, der aus Steffen Mumm aka HokerOne aus Mönchengladbach, Alessandro Althaus aka Oldhaus aus Neuss und dem Duo Tubuku mit Jaroslaw Masztalerz und Alex Weigandt aus Krefeld besteht. Diese vier sind immer dabei, wenn in Neuss für eine Ausstellung die Wände der Alten Post bemalt werden, in Geldern ein alter Mühlenturm von innen gestaltet, in Krefeld dafür extra ein Bunker geöffnet wird und in Mönchengladbach die frühere „Party-Meile“ ein neues Gesicht bekommt.
„Home, sweet Home“ ist der gemeinsame Titel des Projekts, das ansonsten darauf abzielt, jede Stadt dort abzuholen, wo sie steht. Oder wie Hoeps sagt: „Vier Städte, die unterschiedlich unterwegs sind, aber durch ein gemeinsames künstlerisches Projekt geeint sind.“ Dass die Alte Post insbesondere unter Kurator Klaus Richter und damit auch Neuss – zu den Vorreitern in Sachen Urban Art gehört (die erste Ausstellung fand dort 2011 statt), ist auch nach Mönchengladbach gedrungen, denn die Künstler der Szene, so betont Steffen Mumm, sind eng miteinander verbunden.
Das Krefelder Stadtmarketing war laut der stellvertretenden Leiterin Claire Neidhart sofort dabei, weil die Baukultur (100 Jahre Bauhaus) derzeit Hochkonjunktur hat. Denn Wandmaler orientieren sich grundsätzlich in ihrer Arbeit an Architektur und Umfeld, wie Alex Weigandt betont. Die künstlerische Leitung in der Seidenstadt hat im Übrigen die Streetart-Künstlerin Fredda Wouters.
Geldern wiederum kombiniert das Projekt mit dem seit 1979 existierenden Straßenmal-Wettbewerb, „den wir im vergangenen Jahr ganz explizit für Graffiti geöffnet haben“, sagt Carmen Eichler. Nun ziehen die Künstler in den historischen Mühlenturm ein, der frühestens im kommenden Jahr grundlegend renoviert werden soll. Der Ort ist schon deswegen ungewöhnlich, weil Spray-Künstler dort innen arbeiten und nicht wie sonst an Außenwänden.
Die Alte Post mutiert für das Projekt zu einem Zentrum. Ist ein Ort der Ausstellung und Workshops, präsentiert Fotos und Livestreams von den Planungen, ist „Kommandozentrale, Empfangsraum und Relaxcenter“, wie es in der kleinen Broschüre über Termine und Orte heißt.