„Es wird zu Kampfkandidaturen kommen“ CDU-Ratsfraktion ist 2020 halbiert

Neuss. · Die Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann gehört zu den insgesamt 13 Stadtverordneten der CDU, die dem Parteivorsitzenden den Rückzug aus der Politik angezeigt haben. Jürgen Brautmeier will den Wandel und freut sich über viele Quereinsteiger als Bewerber.

Wer kommt, wer geht, wer bleibt? Zum Gruppenfoto nach der Bewerbersichtung auf Gut Gnadental durften alle mit aufs Gruppenbild.

Foto: CDU Neuss

Jürgen Brautmeier wollte Klarheit – und die hat er jetzt: Von den derzeit 27 Stadtverordneten der CDU erklärten dem Parteivorsitzenden 13 verbindlich, bei der Kommunalwahl 2020 nicht mehr als Kandidat zur Verfügung zu stehen. Beim Kreistag sind es fünf von elf. Doch auch diejenigen, die weitermachen wollen, sind damit noch längst nicht gesetzt oder gar nominiert. Denn für beide Gremien, das zeigte eine erste Sichtung der Partei am Wochenende auf Gut Gnadental, sind mehr Interessenten da, als Wahlkreise zu besetzen sind.

25 bisher mandatslose Bewerber zählte er für die 29 Wahlkreise für den Rat, zehn für den Kreistag. „Es wird zu Kampfkandidaturen kommen“, sagt Brautmeier, der nichts davon wissen will, die Mitglieder beim Nominierungsparteitag im Februar mit einem Kandidatentableau des Vorstandes zu konfrontieren. Jeder einzelne müsse „sich tummeln“. Der Wettstreit, den der Vorsitzende damit mehr als ein halbes Jahr vor der Nominierung in Gang setzt, steht für eine neue Offenheit im Verfahren und in der Partei. Es werde niemand hinausgedrängt, „das machen wir anders als die SPD aktuell“, sagt die Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann.

Aber von bindenden Voten der Ortsverbände halten beide ebenso wenig wie von dem Argument, schon lange dabei zu sein oder dem vermeintlichen Anspruch, „jetzt an der Reihe zu sein“. Er brauche die, „die Kompetenz bringen“, sagt Jürgen Brautmeier. Und mit Blick auf die Interessenten ist er sich sicher, dass sich den Mitgliedern davon genug zur Wahl stellen werden.

Drei bis vier Bewerber erwartet Parteichef Brautmeier aus dem Kreis der Jungen Union, doch besonders froh ist er über die große Anzahl von Quereinsteigern im Alter um die 40 Jahre, die im Beruf stehen, Familie haben – und Lust, sich jetzt einzubringen. „Diese Kohorte hat uns ganz gefehlt“, sagt der
Parteichef.

Helga Koenemann unterstützt dieses offene Verfahren. „Wir müssen jetzt eine Erneuerung schaffen“, sagt sie. Und sie glaubt wie Jürgen Brautmeier daran, dass sich die Zeiten der Seilschaften in der Partei inzwischen überholt haben. „Jetzt ist Eigeninitiative gefragt“, sagt auch sie.

Aus dem Kreistag ausscheiden werden Ursel Meis, die Vorsitzende der Senioren-Union im Kreis, Bernd Ramakers, der aber für den Rat kandidieren will, sowie Willy Lohkamp, Volker Bäumken und Reiner Geroneit. Dieter Welsink, der amtierende Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, will für dieses Gremium noch einmal kandidieren, strebt aber keinen Sitz im Stadtrat mehr an.

Den Rat verlassen werden ferner Hermann-Josef Baaken, Waltraud Beyen, Joachim Goerdt, Herbert Hilgers, Anne Holt, Thomas Kattner, Ursula von Nollendorf, Angelika Quiring-Perl, Heinz Sahnen, Ingrid Schäfer und Stephanie Wellens. Ihren Abschied aus der Politik nimmt aber auch Helga Koenemann. Sie ist seit zehn Jahren Vorsitzende der Rats-Fraktion. Sie sei Mitte 60 und wolle neue Dinge tun, erklärt Koenemann. Sie will aber den Übergang gut mitgestalten. Bis zur Wahl im September nächsten Jahres werde die Fraktion ihre Arbeit tun, versichert sie. Wechsel in dieser Riege werde es nicht geben, sagt die Fraktionschefin. Sie will aber Interessenten für die nächste Ratsperiode bei Interesse in Arbeitskreise einbinden.

Für Helga Koenemann ist es wichtig, dass sich alle Bewerber zum CDU-Programm für die Kommunalwahl bekennen. Dieses Programm wird derzeit unter Federführung von fünf Parteimitgliedern – von denen zwei kein Mandat anstreben – erarbeitet. Jürgen Brautmeier plant, es den Mitgliedern im Frühjahr zur Beschlussfassung vorzulegen.