Neuss: Was der Sport bewirken kann

Auf Gut Gnadental trafen sich Behinderte und Nicht-Behinderte zum Wettkampf. Integration wird Normalität.

Neuss. Als Burkhard Zülow und seine Frau Jutta vor fünf Jahren das Tandem-Projekt ins Leben riefen, hatten sich die beiden wohl nicht träumen lassen, dass daraus mal ein großes Fest erwachsen würde - eines des Sports, des Miteinanders, der Integration. Am Samstag hieß es nun zum zweiten Mal: integratives Sportfest auf Gut Gnadental.

Sportvereine, Musikgruppen und zahlreiche Besucher tummeln sich im Innenhof des Guts am Nixhütter Weg. So zeigt die Judoabteilung der Turngemeinde Neuss eindrucksvoll, wie man auch größere Gegner mit der richtigen Technik schwungvoll auf den Mattenboden befördern kann. Ob behindert oder nicht, spielt dabei keine Rolle. "Im Judo führen wir Schüler der Förderschule am Nordpark mit Schülern der Gemeinschaftshauptschule Weißenberg zusammen", sagt Trainerin Marga Schmidt.

Natürlich kann sie auch von anfänglichen Berührungsängsten der Nicht-Behinderten gegenüber den Kindern mit Behinderung berichten. "Das legt sich aber vor allem im Judo sehr schnell, wo es viel um das Miteinander geht, um Körperkontakt." Gerade Hauptschüler, denen zu Unrecht oft ein schlechtes Image angehaftet werde, zeigten im Umgang mit behinderten Schülern sehr viel Feinfühligkeit und Toleranz, so die Trainerin.

Vom sportlichen Miteinander Behinderter und Nicht-Behinderter berichtet auch die zwölfjährige Judokämpferin Jana. "Am Anfang hab’ ich manchmal gedacht, die Schüler mit Behinderung tun sich schneller weh", sagt sie und ergänzt: "Das Judotraining zusammen klappt aber sehr gut. Meistens übersehe ich sowieso, dass Behinderte und Nicht-Behinderte dabei sind."

Während die Jazzbrothers Dixieland-Rhythmen verbreiten, zeigen kleine Mädchen waghalsige Figuren auf dem Rücken eines Voltigierpferdes - allerdings ein Holzmodell. Begutachtet wird das Ganze von fachkundigen Augen. Nadja Zülow ist mehrfache Weltmeisterin im Voltigieren - und die Tochter von Burkhard und Jutta Zülow.

Die zeigen sich von dem lebendigen Treiben auf ihrem Gut überwältigt: "Schon am Morgen begann es mit der gemeinsamen Tandemfahrt von Behinderten und Nicht-Behinderten. Dann gab es noch ein sehr spannendes Fußballspiel, das im Elfmeterschießen entschieden werden musste", sagt Jutta Zülow. Klar, dass auch dabei der integrative Gedanke im Vordergrund stand. Der Fußballverein DJK Hoeningen aus Rommerskirchen und die Gemeinnützige Werkstatt Neuss bildeten die Mannschaften.

Nur wenige Meter vor der Gutseinfahrt zeigen junge Kanuten des Wassersportclubs Bayer Dormagen, wie man sich elegant durch das Wildwasser der Erft manövriert. Auch der Neusser Kanuclub, der Kindern mit Behinderung das Kanufahren näherbringt, ist dabei. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hat ein neues Boot für das sportliche Miteinander gespendet.

Jutta Zülow ist begeistert. "Ich finde es toll, wie viel Engagement alle Beteiligten an den Tag legen. Und es ist einfach schön zu sehen, wie Menschen mit Behinderung durch positive Erlebnisse im Sport gestärkt werden." Eines ist Jutta Zülow klar: Das Tandem-Sportfest sollte nicht das letzte am Gut Gnadental gewesen sein. Zülow: "Solange wir dazu in der Lage sind, werden wir dieses Fest ausrichten."