(-nau) Der Viersener Dachdecker Uli Heurs und sein Chef Dirk Kohlen haben schon viele Hallen neu eingedeckt, aber noch nie eine, wie Heurs betont, „in der so viele Kühlschränke stehen“. Die Besonderheit der Innenausstattung erklärt sich aus der Besonderheit der Halle, denn in ihr baut das Neusser Grendierkorps seine Großfackeln für das Schützenfest Ende August. Und dabei wird den Fackelbauern schnell der Mund trocken, wie Grenadier-Hauptmann Michael Gräff erklärt: „Vom vielen Diskutieren.“ Bislang wurden die Arbeiter an Schlechtwettertagen auch von oben befeuchtet, aber darauf wollen und dürfen sie nicht mehr zählen. Denn ihre Halle ist (wieder) dicht.
Am Dienstag gaben Jürgen Grunst und Maximilian Schäfer von der städtischen Gebäudemanagement Neuss Service GmbH (GMNS) den Schützen die sanierte Halle zurück, die nur als Zietschmannhalle bekannt ist. Doch das noch immer angrenzende Unternehmen an der Düsseldorfer Straße hat die Halle schon vor Jahren an die Stadt verkauft, die sie an die Neusser Bürgerschützen vermietet.
„Sieht doch perfekt aus“, kommentierte Regimentsoberst Bernd Herten bei der Schlüsselübergabe das Ergebnis, das sich die Stadt eine halbe Million Euro kosten lässt. Fast noch perfekter aber war, dass die Arbeiten einen ganzen Monat vor dem verabredeten Termin fertig wurde. Insgeheim hätte er darauf gehofft, sagt Gräff, denn alleine der riesige Kran, mit dem die morsche Dachhaut erst abgetragen und dann 1750 Quadratmeter Blechprofile für die Neueindeckung eingehoben wurden, koste schließlich Tag für Tag eine Stange Geld.
Mit dem neuen Dach halten auch neue Sicherheitsstandards Einzug, erklärte Dachdecker Kohlen. Das zentral angeordnete Lichband im Scheitelpunkt der Dachkonstruktion ist mit ihren Lüftungsklappen nämlich Teil einer neuen Rauch- und Wärmeabzugsanlage, die die Feuerwehr sogar von außen steuern kann. Auf diesen Fensterflächen wird man den Regen auch künftig noch trommeln hören, das Dach selbst, auf dem es früher ohrenbetäubend rauschte, ist so gedämmt, dass man vom Prasseln der Tropfen nichts mehr hört. Und es ist so konstruiert, dass es auch eine zwei Meter mächtige Schneedecke tragen kann. „Gut zu wissen“, sagt Herten, „bei unseren Wintern zuletzt“.
Die Sanierung, die der Halle auch einen neuen Außenanstrich, neue Verblendungen und Türen bringt, wurde von den Fackelbauern auch genutzt, um mal etwas auszumisten. Vor allem alte Beleuchtungen wanderten auf den Müll, denn immer mehr Züge stellen die Illumination ihrer Fackeln auf LED-Lichttechnik um, die keinen Stromgenerator mehr benötigt.
Mit dem vorzeitigen Sanierungsabschluss gewinnen die Züge einen wertvollen Zeitpuffer für ihre Arbeit. Der eigentliche Startschuss aber sei immer, so Gräff, „wenn auf der Furth das Trömmelche geht.“ Und das ist erst an Pfingsten der Fall.