Die prominente Vorleserin ist die dreifache Voltigier-Weltmeisterin Nadia Zülow: "Ich war richtig aufgeregt und habe vorher fleißig geübt", gibt die 30-Jährige zu. Ermöglicht hat das gestrige Vorlesen die Stiftung Pro Ausbildung. "Wir setzen uns für junge Menschen ein und wollen, dass sie gut lesen können", sagt Geschäftsführer Christoph Sochart. "Das gelingt am besten, wenn wir die Kinder schon in jungen Jahren fördern." Zudem stiftete ein Kreditinstitut eine Kiste mit Büchern. Die Kinder freute es, "aber zu Hause habe ich auch ganz viele Bücher", sagt ein blondes Mädchen.

"Ich mag Kinder sehr, vielleicht, weil ich mich selbst noch ein bisschen wie ein Kind fühle", sagt Zülow. "Ich finde, man sollte nie aufhören, Kind zu sein. Erwachsen werden wir schnell genug." Irgendwann möchte die Neusserin selbst Kinder haben. Das Lesen hat sie mit ihrem Partner geübt: "Der sollte mir sagen, ob ich das gut mache." Es hat sich gelohnt, denn die Kinder wollen sie gar nicht gehen lassen. Zwischen den Geschichten singen sie Lieder. Zülow beobachtet, wie eifrig die Kleinen Trommel, Triangel und Xylophon spielen.

"In der Weihnachtsbäckerei" singt sie selbst mit, wippt mit dem Fuß und erzählt danach von ihren Backerfahrungen: "Beim letzten Backen habe ich so viel Teig genascht, dass ich danach Bauchweh bekam." Die Kinder lachen - das kommt ihnen bekannt vor.

Mit der gestrigen Vorlesestunde ist auch der Startschuss für das "Neusser Lesebündnis" gefallen: Pro Ausbildung will Kinder mit vielfältigen Projekten an Literatur heranführen. "Nadia Zülow war toll beim Vorlesen", freut sich Sochart über den gelungenen Auftakt. "Kinder sind ja kein leichtes Publikum", meint er. "Die wollen unterhalten werden und schalten sofort ab, wenn es ihnen zu langweilig wird." Darum muss sich Nadia Zülow nicht sorgen. Vielmehr muss sie sich beim Abschied losreißen: Eines der Kinder lässt gar nicht mehr von ihrem Hosenbein ab.