Neusser HV dominiert das Derby gegen Korschenbroich
Der NHV gewann mit 36:26 und setzte sich an die Tabellenspitze der Dritten Liga.
Korschenbroich. Ronny Rogawska hat in seiner Laufbahn als Bundesliga-Profi und Trainer eine Menge erlebt. Deshalb wusste der Däne nach 36 Minuten, dass das Lokalderby der Dritten Handball-Liga West gelaufen war aus Sicht des von ihm trainierten TV Korschenbroich. Am Ende gelang nicht einmal Schadensbegrenzung — mit 36:26 (19:14) dominierte der Neusser HV vor offiziell 487 Zuschauern eindeutig in der Waldsporthalle und hat nach dem zweiten Spieltag jene Position eingenommen, die ihm viele Experten auch am Ende dieser Saison zutrauen: die Tabellenführung.
Thomas Koblenzer, NHV1-Geschäftsführer
Dabei schien nach der Halbzeitpause das Momentum auf Seiten der Gastgeber zurückgekehrt: Mit zwei Trickwürfen brachte Mathias Deppisch den TVK mit 16:19 wieder in Schlagdistanz. Doch an den abgeklärten und körperlich eindeutig überlegenen Gästen prallten die Bemühungen ab wie an einem Bollwerk. Zwei Angriffe später, beide von Max Zimmermann gegen NHV-Torhüter Vladimir Bozic vergeben, leiteten die Vorentscheidung ein: In elf Minuten gelang den Hausherren nur ein Treffer — und als Michel Mantsch endlich wieder traf, waren die Neusser bereits auf 27:18 (45.) enteilt.
„Frustrierend“, empfand Deppisch diese Situation, „du läufst immer wieder an, kommst aber nicht näher.“ Und sein Trainer befand mit Blick auf die zwei vergebenen Großchancen Zimmermanns: „Das sind die Momente, in denen so ein Spiel kippt.“
Ceven Klatt wollte dem nur teilweise beipflichten: „Gehen die rein, bleibt es vielleicht länger eng. Aber gewonnen hätten wir auch so“, stellte der NHV-Trainer fest. Die Gäste hatten personaltechnisch wesentlich mehr in die Waagschale zu werfen als der TVK, bei dem Markus Neukirchen und Henrik Schiffmann verletzt nicht zum Einsatz kamen. So war „am Ende die Breite unseres Kaders ausschlaggebend“, konstatierte Klatt.
Bestes Beispiel: Als Rogawska versuchte, den im ersten Durchgang überragenden NHV-Regisseur Daniel Pankofer — der 35-Jähriger erzielte acht seiner elf Treffer vor der Pause — mit einer Manndeckung durch Deppisch aus dem Spiel zu nehmen, schickte sein Kollege einfach Christopher Klasmann aufs Parkett. Der 25-Jährige war in den vorangegangenen Spielzeiten stets die Neusser Angriffswaffe Nummer eins gewesen. „Dass ich einen Spieler wie Christopher Klasmann so lange auf der Bank sitzen lassen kann, sagt einiges“, stellte Klatt fest.
Das in der vergangenen Saison in beiden Auflagen umkämpfte Lokalderby bekam gegen Ende immer mehr den Charakter eines Freundschaftsspiels. Denn irgendwann stellte der TV Korschenbroich seinen Widerstand vollständig ein, ließ die Neusser beinahe ungehindert zu ihren Torwürfen gegen einen nach guter erster Halbzeit erschreckend abbauenden Max Jäger kommen. „Wir hatten hinten überhaupt keinen Zugriff mehr“, kritisierte Rogawska und bemängelte vor allem das Eins-gegen-eins-Verhalten seiner Deckungsspieler.
Beim Neusser HV liegen die Probleme anderswo. „Das Wichtigste“, sagte Geschäftsführer Thomas Koblenzer, „ist jetzt, alle auf dem Boden zu halten.“