NHV ist gegen verstärkte Gäste nur Außenseiter
Im Drittliga-Abstiegskrimi trifft der Neusser HV heute in der Hammfeldhalle auf die verstärkte Reserve des VfL Gummersbach.
Ein richtiges Drittliga-Duell erwartet die Handballer des Neusser HV heute ab 19 Uhr gegen den VfL Gummersbach II nicht. Zumindest nicht, wenn es nach Trainer René Witte geht: „Wir spielen am Samstag gegen die halbe Bundesligamannschaft.“ Will heißen: aus dem Kader des Erstliga-Siebten werden neben dem Ex-Dormagener Simon Ernst, Alexander Becker, Andreas Schröder und Tobias Schröter auch Julius Kühn mit nach Neuss reisen. Der zählt wie Ernst zum erweiterten Kader des DHB-Bundestrainers Dagur Sigurdsson und hat immerhin schon zwei A-Länderspiele auf dem Buckel.
„Das wird eine Mega-Aufgabe, bei der wir nichts zu verlieren haben“, meint Witte. Ganz richtig ist das nicht, denn in der Hammfeldhalle geht es um zwei extrem wichtige Punkte. Der VfL belegt derzeit den ersten Abstiegsrang 14 und hat bei einem noch ausstehenden Spiel zwei Punkte Rückstand auf die Neusser auf Platz zwölf, die diesen Abstand zumindest halten wollen. „Wir wollen die Überraschung schaffen. Unmöglich ist das sicher nicht. Dazu muss aber vieles richtig laufen“, meint Witte und hat dabei vor allem die 23:35-Packung in Minden im Hinterkopf, die sich der NHV in der Vorwoche fing: „Diese schlechte Leistung wollen wir wettmachen und den Zuschauern ein gutes Spiel liefern.“
Besser soll dafür so ziemlich alles werden, wie der Coach anhand einiger Muss-Sätze aufzählt: „Wir müssen mental einfach gefestigter sein. Nach zwei, drei Gegentoren in Folge darf man nicht einbrechen, das gehört im Handball nun mal dazu. In solchen Situationen müssen wir an unserem Matchplan festhalten und unserem Konzept treu bleiben. Die Konzentration beim Abschluss muss deutlich zunehmen. Wenn es reichen soll, müssen die Fehler so gering wie möglich bleiben.“ So zählte der Coach gegen Minden 20 Fehlwürfe und 19 technische Fehler. Von den eigentlich so wurfgewaltigen Rückraumspielern Christopher Klasmann, Ivan Cosic, Thomas Bahn und Felix Handschke kamen dabei drei Treffer aus Spiel heraus — zusammen, wohlgemerkt.
Beim 32:30-Heimsieg über Gladbeck — ebenfalls Abstiegskandidat — präsentierte sich die VfL-Reserve übrigens alles andere als übermächtig. Obwohl sie bis auf Kühn die gleiche Bundesliga-Unterstützung wie voraussichtlich heute hatte, hielt Gladbeck bis zur 55. Minute ein 28:28-Remis. Witte relativiert aber: „Da hat sich Gummersbach wirklich schwer getan. Allerdings hatten die da auch erst dreimal zusammen trainiert. Nach einer weiteren Woche werden die bei uns viel eingespielter sein. Und jetzt kommt auch noch Kühn dazu.“ Als Ausrede für eine mögliche Niederlage soll das aber nicht gelten: „Natürlich hat so etwas immer ein Geschmäckle, das ist doch klar. Es hat aber auch immer seinen Reiz. Letztendlich dürfen wir uns nicht von den Namen blenden lassen, gegen die wir da spielen, sondern wollen einfach alles geben und dann sehen, wie weit wir kommen.“
Wer genau für den NHV überhaupt einsatzfähig ist, wird sich wohl erst heute Mittag zeigen. Vor allem hinter dem Einsatz von Linksaußen Markus Breuer steht noch ein dickes Fragezeichen. Cosic mit Knie- und Klasmann mit Schulterproblemen werden hingegen wohl wie schon in der Vorwoche auflaufen können — fraglich nur, in welchem Zustand. „Christopher wird intensiv behandelt, bei ihm wird es von Tag zu Tag besser. Wir erhoffen uns von den beiden natürlich wieder mehr Akzente“, sagt Witte.