Noch gibt es Probleme bei Integration in den Kitas
Dormagen. Wenn Hassan (Name geändert) um Viertel vor zehn Uhr in den Gruppenraum kommt, verdreht die Erzieherin die Augen. Schon wieder haben die Eltern die übliche Bringzeit für die Kita deutlich verpasst.
Mangelnde Pünktlichkeit ist nur eines der Probleme, mit denen Erzieherinnen in den Kindertagesstätten zu kämpfen haben. Erhebliche Sprachhürden kommen hinzu, wenn sie mit den Eltern der Flüchtlingskinder kommunizieren wollen. Was alles bei diesem Thema im Argen liegt, was aber auch schon läuft — dazu legte der städtische Fachbereich Kinder und Jugend der Politik einen ausführlichen Bericht vor. Der fällt dadurch auf, dass er nichts beschönigt.
„Als die ersten Kinder kamen, war es ein Riesenproblem“, sagt Elisabeth Gartz aus dem Fachbereich. „Die Verunsicherung bei den Erzieherinnen war enorm.“ Dies hat sich inzwischen gelegt. Vieles ist besser geworden, aber längst nicht alles. 133 Flüchtlingskinder im Alter von null bis sechs Jahren leben in städtischen Unterkünften oder in von der Stadt angemieteten Wohnungen. Davon besuchen lediglich 43 eine Kita. „Allerdings wird der prozentuale Anteil höher, je älter die Kinder sind“, sagt Gartz. Bei den Drei- bis Sechsjährigen besuchen 34 von 60 Kindern eine Einrichtung. Neben den 43 Kindern leben weitere 44 Flüchtlingskinder in einer regulären Wohnung, weil die Eltern etwa eine Duldung vorweisen können. Sie sind ebenso in Kitas angemeldet.
In Gesprächen mit den Einrichtungen im Stadtgebiet hat das Jugendamt festgestellt, dass „der Entwicklungsprozess durch Sprachbarrieren verzögert ist“, sagt Fachbereichsleiterin Martina Hermann-Biert. „Die Eingewöhnung für die Kinder dauert länger und ist schwieriger.“ Auffallend sind Probleme im „Familiensystem“, wie es die Experten formulieren: die Verständigung der Eltern mit ihrem Umfeld; kulturelle Unterschiede führen häufig zu Konflikten im Familiensystem; Pünktlichkeit hat in verschiedenen Kulturkreisen eine unterschiedliche Bedeutung; die Familien haben einen anderen Lebensrhythmus; fehlende Unterstützung bei Alltagsproblemen. Keine leichte Ausgangslage für die Erzieherinnen. Michael Guderjahn, der die Kita Sonnenblume in Horrem leitet, kennt die Sorgen. Er sieht aber positive Tendenzen, vor allem bei den Kindern, die „offen und neugierig“ sind und schnell Deutsch lernten. „Schwieriger ist es, Eltern an das deutsche Kita-System zu gewöhnen.“
Im Jugendamt wird ein Leitfaden der Zuständigkeiten bei diesem Thema vermisst, ebenso eine U3-Betreuung während die Eltern einen Sprachkurs belegen. Es gibt auch Positives: So gelingt in der Kita inzwischen die Integration der Kinder gut, auch ohne besondere Programme. Gelobt wird vor allem die Arbeit der Sozialarbeiter. schum