Notstrom für das Klärwerk, Fernwärme ins Center

Stadtwerke investieren in drei Blockheizkraftwerke und eine neue Fernwärmetrasse.

Foto: Büntig

Neuss. Wenn in einer Neusser Kläranlage der Strom ausfiele — es würde mächtig zum Himmel stinken. Eine Notstromversorgung ist auch deshalb wesentlicher Bestandteil. An einer dieser Kläranlage haben die Stadtwerke jetzt ein innovatives Projekt gestartet.

Die Stadtwerke betreiben ein Klärwerk im Hafen: Die „Kläranlage Ost“ steht an der Hammer Brücke, nur wenige 100 Meter vom Rheinparkcenter entfernt. Fiele dort der Strom aus, wären viele Menschen vom Gestank betroffen. Die alten Notstromanlagen hätten für 800 000 Euro instandgesetzt und modernisiert werden müssen. Die Stadtwerke haben stattdessen eine aus drei Einzelanlagen bestehende Blockheizkraftanlage gebaut, die nicht nur die alten Notstromaggregate ersetzt, sondern zusätzlich als Fernwärmeheizung für das benachbarte Einkaufszentrum Rheinparkcenter fungiert.

Die Gesamtkosten für die Blockheizkraftwerke sowie die neue Fernwärmetrasse betragen nach Stadtwerke-Angaben 2,9 Millionen Euro.

Jährlich werden in den Blockheizkraftwerken bis zu 15 Millionen Kilowattstunden (kWh) Wärme erzeugt. Die Versorgung der BHKW aus dem Erdgasnetz stellt auch die Energieversorgung im Falle eines Stromausfalls sicher. Insgesamt hat der in Kraft-Wärme-Kopplung erzeugte regenerative Strom eine elektrische Leistung von zwei Megawatt. Als Brennstoff wird hier Klärgas genutzt, das durch die Klärschlammfaulung entsteht

Für Johannes Steinhauer, Leiter Energiedienstleistungen/Projekte bei den Stadtwerken, stellte diese Kombinationsanlage eine planerische Herausforderung dar, die unter enormem Zeitdruck stand. „Wir mussten die Anlage vor dem 1. August in Betrieb nehmen, um vor Inkrafttreten des neuen EEG fertig zu sein“, berichtet er. Man habe sich für drei Einzelanlagen entschieden, um die Leistung flexibel abrufen und bei Ausfall einer Anlage stets handlungsfähig sein zu können, so Steinhauer weiter. Geschäftsführer Stephan Lommetz wies darauf hin, dass die Stadtwerke mit den BHKW den Anteil des aus Biomethan erzeugten Stroms im Stadtgebiet verdreifachen.

Mit der neuen Anlage werden rund 7000 Tonnen CO2 eingespart, da Biogas eingesetzt und die entstehende Wärme als Fernwärme genutzt wird. Ein Zehnjahresvertrag mit dem Rheinparkcenter bietet neben den garantierten Einspeisevergütungen aus dem EEG die notwendige Investitionssicherheit für die SWN, die sonst die knapp 3 Millionen Euro nicht investiert hätten.

Über eine nur 700 Meter lange Leitung wird schon sehr bald das in der neuen Anlage erhitzte Wasser in das Einkaufszentrum gepumpt und dort CO2-neutral für angenehme Temperaturen sorgen. Dem Centerbetreiber erspart dies die Anschaffung einer eigenen neuen Heizanlage, die notwendig geworden war.