Peinliche Niederlage beim Liga-Neuling
Zweitligist Bayer Dormagen verliert in Hagen mit 21:28.
Hagen/Dormagen. TSV-Trainer Jörg Bohrmann redete viel nach der peinlichen 21:28-Schlappe (Halbzeit 12:14), die sich seine Handballer beim Zweitliga-Neuling Eintracht Hagen einhandelten. So viel, dass er sich am Ende der Pressekonferenz sogar entschuldigte: „Eigentlich wollte ich nicht so viel sagen.“
Doch er musste raus, der Frust über die stetig schlechter werdenden Leistungen seiner so gut in die zweite Spielzeit nach dem Wiederaufstieg gestarteten Schützlinge. Frust, der sich Minuten zuvor bereits in einer denkwürdigen Auszeit entladen hatte, in der der 47-Jährige statt taktische Kommandos zu geben einfach nur brüllte. Aufwecken konnte er seine Spieler damit auch nicht mehr: „Wir haben das Spiel am Ende einfach so weggegeben“, stellte Bohrmann ernüchtert fest — nicht mal die zuvor hoch gelobte Einstellung scheint mehr zu stimmen bei den Dormagenern.
Zumindest bei einigen. Es gab selbst in Hagen Ausnahmen: Max Jäger vertrat den erkrankten Sven Bartmann leidlich gut zwischen den Torpfosten — dass er mit zehn gehaltenen Bällen nicht an die 17 Paraden seines Gegenübers Jürgen Müller heranreichte, lag vor allem an den unmotivierten und in ihrer Qualität oft unterirdischen Würfen seiner Vorderleute. Max Bettin feierte nach dreimonatiger Verletzungspause ein Comeback als Torschütze und Passgeber, das unter anderen Umständen als sensationell gut eingestuft worden wäre. Anderen, wie den unglücklich agierenden Sebastian Damm und Alexander Kübler, wie Robin Doetsch, Patrick Hüter und bis zu seinem folgenschweren Ausscheiden nach 23 Minuten vor allem Dennis Marquardt kann zumindest ihre Einsatzbereitschaft nicht abgesprochen werden. Doch der Rest steht vollkommen neben seinen Schuhen.
Oder um es mit Bohrmanns Worten zu sagen: „Natürlich haben wir Ausfälle, aber das darf keine Ausrede sein. Wir haben immer noch einen Kader von zwölf Mann, die wir geholt haben, weil wir dachten, dass sie Bundesliga-Niveau haben — das müssen sie jetzt beweisen.“ Und das möglichst schnell, denn nach 2:14 Punkten aus den letzten acht Spielen drohen die Dormagener den Anschluss ans Tabellenmittelfeld zu verlieren. Woher freilich die schnelle Wende kommen soll — morgen gastiert der TSV bei Empor Rostock — ist eine kaum zu beantwortende Frage.
Wie schon im verkorksten Heimspiel gegen Emsdetten schafften es die Dormagener auch in Hagen nicht, das Momentum einer erfolgreichen Aufholjagd zu nutzen. Von 4:8 (14.) zogen sie auf 9:8 (20.) weg, nur um schnell wieder 10:13 (28.) hinten zu liegen. Den 12:14-Pausenrückstand drehten sie in eine 15:14- und 16:15-Führung (40.) — normalerweise bricht man damit einem Gegner das Genick. Die Bayer-Handballer aber brechen es sich derzeit selbst, und das kann nur mentale Gründe haben. Vielleicht, weil sich einige Spieler nach gerade mal einem Viertel der Saison schon mehr mit ihrer eigenen handballerischen Zukunft zu beschäftigen scheinen als mit dem aktuellen Erfolg ihres derzeitigen Arbeitgebers.
Zum Überfluss fällt jetzt auch noch Dennis Marquardt aus. Der Kopf der Offensivbemühungen wird um eine Schulteroperation nicht herumkommen und, wenn überhaupt, erst in der nächsten Spielzeit in den Kader zurückkehren. Damit der dann noch in der Zweiten Liga spielt, bedarf es jetzt um so mehr eines funktionierenden Kollektivs — doch davon sind die Dormagener im Moment so weit entfernt wie von einem Tabellenplatz im gesicherten Mittelfeld.