Pfadfinder-Zentrale verlässt Neuss
Bis Ende 2017 will die Deutsche Pfadfinderschaft das Bundesamt als zentrale Verwaltungsstelle aufgeben. Das dafür genutzte Holzheimer Krankenhaus soll für etwa 2,5 Millionen Euro verkauft werden. Die Suche nach Alternativen läuft nur nebenbei. Priorität hat der Verkauf.
Holzheim. Die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) verlässt Neuss. Bis Ende des kommenden Jahres 2017 soll das Bundesamt als zentrale Service- und Verwaltungsstelle des Verbandes, der mit 95 000 Mitgliedern einer der größten Jugendverbände Deutschlands ist, samt Rüsthaus, Verlag und Archiv geräumt sein. Voraussetzung dafür ist, dass das ehemalige Holzheimer Krankenhaus, das die DPSG im Jahr 1987 von der katholischen Kirche erworben hatte, einen Interessenten findet. Angeboten wird das Objekt zum Preis von 2,5 Millionen Euro.
„Wir haben uns nicht gegen den Standort, sondern gegen die Immobilie entschieden“, betont Nico Frass, der als Leiter Technische Dienste der DPSG-Bundesgeschäftsführung den Verkauf abwickeln und über die Bühne bringen soll. Sollte der Verband bald andere, geeignete Räume in der Gegend finden, bleibe man gerne, sagt er. Aber die Suche läuft nur nebenbei. „Priorität hat der Verkauf.“
NicoFrass, Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg
Für die Kirchengemeinde, den Ort Holzheim aber auch die Stadt Neuss war es ein Glücksfall, dass der CDU-Stadtverordnete Thomas Nickel, damals Verwaltungsrats-Vorsitzender des zuvor in Düsseldorf residierenden Verbandes, die DPSG für die Liegenschaft in Holzheim interessieren konnte. Denn die stand damals schon fast acht Jahre lang leer, nachdem dort zuvor eine Privatschule in Konkurs gegangen war. Das Haus — ein Abbruchkandidat. Auch vor diesem Hintergrund wünscht sich Thomas Nickel, dass das Objekt in Zukunft nicht leer steht. Aber er sei optimistisch: „Die alte Schule am Hindenburgplatz stand lange leer, und daraus ist etwas Gutes geworden“, sagt er. Für das Krankenhaus sieht er mehrere Optionen — Wohnen ist auch dabei.
Wohnen hält Makler Alexander Busch nicht für ausgeschlossen, aber das sei nicht so einfach. Das Krankenhaus, im Jahre 1988 von der DPSG kernsaniert und auf 2276 Quadratmeter Gewerbe- und 679 Quadratmeter Wohnfläche vergrößert, steht auf einem — an diesen Zahlen gemessen — sehr kleinen Grundstück. Da wird das Thema Parkplätze zum Problem. Eine geeignetere Alternative für das Gebäude fände der Makler Altenwohnungen oder eine Pflegeeinrichtung.
Das Gemäuer wurde 1907 als Kindergarten in Dienst gestellt, war danach Näh- und Haushaltsschule, bevor es Franziskanerinnen zum Krankenhaus machten. Das blieb es bis zum Jahr 1976. Dann fiel es der Landesplanung zum Opfer. Vier Jahre war es Schule, danach verfiel es fast bis zur Ruine.
Die DPSG schuf mit dem Bundesamt unter dem Zeichen der Kreuzlilie 50 Jobs in Holzheim und Büros für die Bundesleitung. Die ist aber dank neuer Kommunikationstechnik immer seltener vor Ort, und auch das Geschäft des Rüsthaus, dem Outdoor-Ausrüster des Verbandes, hat sich zunehmend ins Internet verlagert. Dem trägt der Verband nun Rechnung. Mit dem Bundesamt verschwinden auch die Zimmer, die — für ausländische Gäste gedacht — auch von Holzheimern angemietet werden konnten. Doch Nico Frass stellt klar: „Vermieten ist nicht unser Kerngeschäft.“