Politik will Neubau der Erftbrücke

Anwohner hatten protestiert, doch Planungs- und Bauausschuss beschlossen den Ausbau der Brücke mit Fördermitteln.

Foto: G. Salzburg

Grevenbroich. Der Protest von Anwohnern des Flutgrabenviertels und eine Unterschriftenliste fruchteten in der gemeinsamen Sitzung des Planungs- und des Bauausschusses nicht: Mit drei Gegenstimmen beschlossen die Politiker das aktualisierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) — und damit, dass die schmale Erft-Brücke am Platz der Republik mit 300 000 Euro Fördermitteln erneuert und ausgebaut werden soll. Die Stadt muss 200 000 Euro Eigenanteil leisten. Die Brücke soll zweispurig werden und einen Schutzstreifen für Radler erhalten. Allerdings muss damit nicht das letzte Wort gesprochen sein. „Wir sind als Anwohner enttäuscht, dass unsere Argumente nicht gehört wurden“, erklärte Erik Becker nach der Sitzung. Unter anderem werde nun geprüft, ob „rechtliche Schritte möglich sind“. Anwohner bezeichnen das Projekt als „verkehrsplanerisch sinnlos“, befürchten etwa eine Zunahme des Verkehrs im Viertel.

Ursprünglich hatte die CDU, wie Norbert Gand erklärte, zur Kostensenkung den Verzicht auf den Neubau beantragt, sich aber im Vorfeld von den Argumenten der Verwaltung überzeugen lassen. „Die Verkehrssituation dort ist unübersichtlich“, betonte Verkehrplanerin Ursula Hauguth. Von einer „Zumutung“ sprach Fachbereichsleiterin Dorothea Rendel: „Rollatorfahrer können die Mini-Bürgersteige nicht nutzen, müssen auf die Fahrbahn.“ Und ihr Kollege Peter Mühlenbruch betonte, dass das Bauwerk bald das Ende seiner Lebensdauer erreicht habe.

Diese Argumente ließen mehrere Fraktionen nicht gelten. „Die geplante Brücke ist ein Anachronismus. Gerade die jetzige schmale Brücke führt dazu, dass Verkehrsteilnehmer angehalten werden, auf andere Rücksicht zu nehmen“, sagte UWG-Poiltiker Karl-Heinz Hüsken. „Wenn die Fahrbahn verbreitert wird, wird es mehr Verkehr geben“, erklärte Carl Windler (UWG), für den 200 000 Euro Stadtanteil zudem „kein Pappenstiel“ ist. Rolf Göckmann (ABG) fragte, warum keine Beurteilung der Polizei vorliege, wenn es dort so gefährlich sei.

Martina Suermann (Mein Grevenbroich) dagegen bezeichnete den Neubau als vorausschauende Planung, die der Vernetzung des Viertels mit der City diene. Holger Holzgräber (SPD) warb: „Wir diskutieren über die Verlegung von Kita und Grundschule sowie die Bebauung des Turnier- und Kirmesplatzes. Wir sollten die Gelegenheit nutzen und schon jetzt die Infrastruktur anpassen.“

Anwohner Erik Becker hält das Argument der Schulwegsicherheit für vorgeschoben. „Das wahre Motiv ist, eine Erschließung für den Platz der Republik vorzuziehen und in Genuss der Fördermittel zu kommen. Ich habe die Bezirksregierung Düsseldorf gebeten zu prüfen, ob die Maßnahme unter diesem Vorzeichen gefördert werden kann.“