Steigende Nachfrage im Rhein-Kreis Neuss Großer Andrang auf neue Impfstoffe
Rhein-Kreis · Seitdem die Ständige Impfkommission zwei neue Auffrischungs-Impfstoffe auf ihre Empfehlungsliste gesetzt hat, werden sie auch im Rhein-Kreis Neuss immer besser angenommen. Doch die Sorge vor Impfmüdigkeit bleibt.
Es war eine Maßnahme, wie sie im Impfzentrum des Rhein-Kreises nicht mehr allzu häufig von Nöten ist. Wegen eines erhöhten Besucheraufkommens wurde, um längere Wartezeiten zu vermeiden, am vergangenen Mittwoch eine zweite Impfärztin an der Hellersbergstraße eingesetzt. 198 Impfungen wurden an diesem Tag vorgenommen – viermal so viel wie in den Wochen zuvor, wie Kreissprecher Benjamin Josephs betont. Die Ursache des „Andrangs“ ist schnell gefunden. So hatte der Kreis Anfang der Woche bekannt gegeben, ab sofort mit den neuen, auf die Omikron-Variante BA.1 sowie BA.4/5 des Coronavirus angepassten Impfstoffen der Hersteller Biontech und Moderna impfen zu können. 192 von den 198 Besuchern nutzten die Gelegenheit am Mittwoch, aber bereits am Montag wurde in 98,9 Prozent (bei 85 Impfungen insgesamt) der neue Stoff verimpft. „Größtenteils handelte es sich bislang um zweite Auffrischungsimpfungen“, sagt Josephs. Der Kreis geht aktuell davon aus, dass die Nachfrage nach dem neuen Impfstoff in den kommenden Tagen und Wochen weiter ansteigen wird. Derzeit sei eine Ausweitung der Öffnungszeiten des Impfzentrums zwar noch kein Thema, man könne auf Veränderungen aber flexibel reagieren, betont Josephs. Aktuell ist die Einrichtung an der Hellersbergstraße montags, mittwochs und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Nach Vorgaben des NRW-Gesundheitsministeriums darf in den Impfzentren nur nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) geimpft werden. Für eine Grundimmunisierung sind die adaptierten Impfstoffe derzeit nicht zugelassen, sie werden aber auch bei den mobilen Angeboten – wie zuletzt am Montag im Grevenbroicher Montanushof oder am 1. Oktober im Neusser Rheinpark-Center – angeboten.
Gerhard Steiner, Hausarzt und Vorsitzender der kassenärztlichen Vereinigung im Rhein-Kreis, bemerkt hingegen noch etwas Zurückhaltung in Bezug auf die angepassten Impfstoffe. „Der erwartete Ansturm blieb aus, wir haben bislang nur ein paar Dutzend Patienten damit geimpft – wären aber in der Lage, ein Vielfaches zu verimpfen“, sagt der Mediziner. Die neuen Dosen biete er bereits seit dem 20. September an. Größer sei das Interesse bei seinen Patienten allerdings an den klassischen Grippe-Impfstoffen. Steiner rechnet zwar damit, dass die Zahl derer, die sich mit den angepassten Impfstoffen schützen wollen, in den kommenden Wochen ansteigen wird, grundsätzlich sei er – vor allem im Hinblick auf eine mögliche nächste Welle im Herbst - jedoch besorgt über das zunehmende Maß an Impfmüdigkeit. „Die Leute sind dieses Thema satt“, sagt er. Dem entgegenzuwirken, versucht auch Hans-Jürgen Petrauschke. Der Landrat nimmt die aktuell wieder steigende Zahl von Corona-Infizierten im Kreis zum Anlass, um für die neuen Stoffe zu werben. „Die Zahlen machen deutlich, dass weiterhin Vorsicht geboten ist.“ Die Impfquote für den Rhein-Kreis Neuss sei aktuell weiterhin „zu niedrig“.
Laut Empfehlung der Stiko sollten Menschen ab 60 Jahren, Pflegeheimbewohner, Personal medizinischer Einrichtungen sowie Immungeschwächte einen zweiten Booster erhalten. Bei den Auffrischimpfungen soll ein Mindestabstand von sechs Monaten zur letzten Impfung beziehungsweise zur letzten Infektion eingehalten werden.