Corona im Rhein-Kreis „Der Anteil der britischen Mutation ist sehr hoch“

Interview · Die Leiterin des Kreisgesundheitsamtes spricht über die B.1.1.7-Mutation des Coronavirus.

 Barbara Albrecht koordiniert beim Rhein-Kreis die Termine für die Corona-Tests.

Barbara Albrecht koordiniert beim Rhein-Kreis die Termine für die Corona-Tests.

Foto: Dieter Staniek

Frau Albrecht, Stand Donnerstag im Rhein-Kreis: Von 1155 Infizierten sind 767 von der britischen Variante betroffen. Woran liegt das?

Barbara Albrecht: Der Anteil der britischen Mutation ist seit Wochen auch im Rhein-Kreis Neuss sehr hoch. Der Rhein-Kreis untersucht seit Ende Januar alle in den Testzentren in Neuss und Grevenbroich sowie durch die mobilen Testteams entnommenen positiven Corona-Tests auf ihre Sequenzierung. Da dies bei anderen Stellen nicht zwingend gemacht wird, wird der Anteil sogar noch höher sein. Bundesweit wird der Anteil der britischen Variante auf mehr als 90 Prozent aller Infektionen geschätzt. Die britische Mutation hat sich durchgesetzt, da sie ansteckender ist als die ursprüngliche Variante des Coronavirus. Wir erleben seitdem, dass sich zum Beispiel bei einer infizierten Person in einem Haushalt häufig auch alle anderen Haushaltsangehörigen anstecken. Das war vorher in der Häufigkeit nicht so. 

Konnten Sie feststellen, dass bei der B.1.1.7-Mutation die Krankheitsverläufe anders als beim „Ursprungsvirus“ sind? Gibt es also dabei mehr schwer verlaufende Fälle?

Albrecht: Nein, bislang stellen wir nicht fest, dass es bei der britischen Mutation mehr schwere Verläufe gibt.

Sind von der britischen Variante denn eher die jüngeren oder ältere Menschen betroffen?

Albrecht: Hier gibt es keinen Unterschied. Die britische Variante zieht sich quer durch alle Altersgruppen und macht einen Großteil der Infektionen aus.

Sind für diese Personen alle aktuell zur Verfügung stehenden Impfstoffe gleich gut wirksam?

Albrecht: Bislang lässt sich kein Unterschied bei der Wirksamkeit der zugelassenen Impfstoffe feststellen. Ich appelliere daher an alle, sich impfen zu lassen, sobald sie berechtigt sind. Wenn sich vollständig geimpfte Personen in Ausnahmefällen doch infizieren, sind die Krankheitsverläufe sehr mild bis asymptomatisch. Das Ziel der Impfung ist also auch dann erreicht.