Schrotthändler entdeckt Taufdeckel

Das Stück aus Bronze war im Juni aus der Kirche St. Cornelius gestohlen worden. Jetzt ist es wieder aufgetaucht.

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Erfttal. Als erste Kirche im Seelsorgeverband „Rund um die Erftmündung“ wird St. Cornelius in Erfttal seit einigen Tagen großflächig mit Videokameras überwacht. Damit reagiert die Gemeinde auf Fälle von Vandalismus, die es, so erklärt Verwaltungsleiter Frank Lautwein, in dieser Form und Häufung nur in Erfttal zu beklagen gibt. Gipfelpunkt war aus seiner Sicht ein Einbruch im Juni, als an einem Sonntagnachmittag aus der Kirche der bronzene Deckel des Taufbeckens gestohlen wurde. Doch die Kameras waren kaum installiert, da war der Deckel wieder da.

Ein Wunder war nicht im Spiel, vielmehr ist das Wiederauftauchen ein Beispiel für Netzwerken. Pastor Jochen Koenig, lange Pfarrer in Erfttal, hatte sich gleich nach dem Diebstahl an einen Kameraden von der Schützengilde gewandt, der in Neuss einen Schrotthandel betreibt. Seine Hoffnung: Irgendwann versucht jemand, den 20 Kilo schweren Bronzedeckel dort zu Geld zu machen. Seine Bitte an den Kameraden: „Falls dir was angeboten wird — festhalten und anrufen.“ Und genau so kam es.

Allerdings erkannte der Schrotthändler nicht sofort, was ihm da ein Mann anbot, dem er schon häufig Altmetall abgekauft hatte. Der „Anbieter“, der den Deckel in einem Gebüsch in Weckhoven gefunden haben will, hielt die Fundsache für einen chinesischen Gong — und wurde seine Ware mit dieser Geschichte auch tatsächlich zum Materialwert los. Erst als der Schrotthändler den vermeintlichen Gong umdrehte und sauber machte, erkannte er eine Taube über Wasser. „Was Sakrales“, sei sein erster Gedanke gewesen. Und nachdem er den Fund mit den Presseberichten über den Diebstahl in Erfttal verglichen hatte, den ihm Koenig dagelassen hatte, griff er zum Telefon. „Zum Glück ist mir das eingefallen. Sonst wäre der schon eingeschmolzen“, sagt der Schrotthändler. Der stellvertretende Küster holte die Bronze ab und polierte sie auf Hochglanz, wie Heinz Helpenstein vom Kirchenvorstand anerkennend bemerkt. Vergangene Woche ließ die Gemeinde den Deckel wieder anbringen. Aber, so Helpenstein, „mit einem dicken Schloss gesichert.“ Eine Taufe hat es seitdem noch nicht gegeben.

Deckel da, alles gut? „Nein“, sagt Frank Lautwein. Die Anzeige bei der Polizei werde aufrecht erhalten. Ein Unbekannter sei schließlich als Dieb in die Kirche eingedrungen. Und ohnehin könne man eine Anzeige nicht einfach zurückziehen, erklärt Polizeisprecherin Diane Drawe. Darüber entscheidet wohl am Ende die Staatsanwaltschaft, an die der Diebstahl mit dem Hinweis „kein Ermittlungsansatz“ abgegeben worden sei. Seitdem gilt der Kirchenraub als ungeklärter Fall. Ob sich nun neue Hinweise ergeben? Für den Finder und Anbieter lege er seine Hand ins Feuer, sagt der Schrotthändler.