Neuer Schützenkönig in Neuss „Oberjä(h)riger“ lässt sich krönen

Neuss · Kurt Koenemann wird Samstag als Neusser Schützenkönig gekrönt. Seine Frau war von seinen Ambitionen anfangs nicht begeistert.

Kurt und Beate Koenemann werden im kommenden Jahr im Mittelpunkt des Neusser Bürgerschützenfests stehen.

Foto: Andreas Woitschützke

. Wenn Volker Schmidtke (54) mit Familie auf Reisen geht oder Kurt Koenemann (62) und Ehefrau Beate vorübergehend die Zelte in Neuss abbrechen, greift im Ortsteil Vogelsang die Aktion „Wachsamer Nachbar“. Doch am Samstagabend müssen andere ein Auge auf Haus und Garten von beiden haben, denn die Nachbarn und Freude aus gemeinsamen Adjutanten-Tagen stehen dann nebeneinander auf der Bühne der Stadthalle – als Hoher Reitersieger und Schützenkönig. „Besser geht es nicht“, sagt Koenemann, den Komiteemitglied Robert Rath in seiner Laudatio als Schützenkönig Kurt I. vorstellen wird.

Ehefrau Beate, vor fast 61 Jahren in Düsseldorf geboren wurde, hat mit den Königsambitionen ihres angetrauten „Schützenlüstlings“ lange gehadert. Aber spätestens als sie seine Freude über den Titel und den Jubel auf der Festwiese erlebte, sei damit Schluss gewesen.

Am Tag eins nach dem sensationellen Schuss, mit dem Koenemann am Dienstagabend nach nur sechs Minuten den Wettkampf an der Vogelstange für sich entscheiden konnte, waren beide dabei, die Krönung vorzubereiten. Dass die Residenz am Börsencafé an der Krefelder Straße stehen würde, war schon vorher klar. „Da tanzen wir“, sagt Koenemann. Und auch über ihren Hofstaat hatten sich beide Gedanken gemacht, – und müssen nun trotzdem nochmal werben, weil ein junger Mann aus dem erwählten Gefolge mit Bänderriss ausfällt. Weiter aber waren die Vorbereitungen nicht gediehen. „Ich habe gedacht: Wenn alles fertig ist, ist das vielleicht ein schlechtes Omen“, sagt die Königin.

Koenemann greift auf
Zylinder des Großvaters zurück

So stand am Mittwoch zwischen Komiteebesprechung des Königs am Morgen und dem Radiesenessen in der Gemeinschaft des Schützenlust(königs)zuges „Die Oberjä(h)rigen“ am Abend noch ein ausgedehnter Einkaufsbummel im Terminplan. Die Königin wollte beim Kleiderkauf nach „etwas in Rot“ Ausschau halten – aber „nichts Blasses“. Und die Schützenmajestät war auch auszustaffieren. Nur einen Zylinder benötigt er nicht, denn er kann auf ein Erbstück des Großvaters zurückgreifen. Etwas zu groß, aber mit Familien-Erinnerungen verbunden: „Mit dem hat mein Vater geheiratet“, sagt Koenemann. Kurt Koenemann kam 1980 – mit 22 Jahren – zu den Schützen und gehört seitdem zu den „Oberjä(h)rigen“, deren Spieß er vier Jahre war. 1995 ließ er sich „beurlauben“ um Schützenlust-Major Jochem Dammer als Adjutant zu unterstützten. Bevor dieser 1999 das Kommando an Herbert Geyr abgab, beförderte er Koenemann beim Chargiertenzug in einer letzten Amtshandlung zum Hauptmann. Mit diesem Dienstgrad führte Koenemann, 2017 zu den „Oberjä(h)rigen“ zurückgekehrt, den Zug 2019 zur Parade.

Ich habe zwei tolle Majore gehabt“, sagt Koenemann über Dammer und Geyr, den er im Jahr 2016 vertreten musste (und durfte), als Geyr krankheitsbedingt ausfiel. 2017, im letzten Dienstjahr seines Majors, wäre Koenemann schon einmal gerne als Königsbewerber angetreten, ließ damals aber seinem Spieß und Zugkameraden Georg Martin den Vortritt. „Das war richtig so“, sagt er in der Rückschau.

Denn sein Zugkamerad wurde krank und hätte wohl danach nie mehr diese Chance bekommen oder nutzen können. Dankbar sind Kurt und Beate Koenemann dem dienstältesten Schützenlust-Major Geyr noch in anderer Sicht. In seinem Lokal „Schlössereck“ lernten sich der Polizeibeamte und die Kindergärtnerin im Herbst 1977 kennen.