Seit 50 Jahren Schiedsrichter aus Leidenschaft

Rolf Kever kann das Pfeifen einfach nicht lassen. Der 75-Jährige hat noch die Glanzzeit des VfR Neuss miterlebt.

Neuss. Es war das Jahr 1967. Rolf Kever stand als einer von 13500 Zuschauern im Stadion an der Hammer Landstraße. Der VfR Neuss trat als krasser Außenseiter in der damals zweithöchsten Spielklasse, der Regionalliga, gegen Fortuna Düsseldorf an.

"Damals war das noch eine richtige Rivalität", erinnert sich Kever. 5:4 triumphierte der VfR am Ende sensationell. Es war die "Glanzzeit" des VfR, die Kever jedoch meist nur am Rande miterlebte, weil er selbst als Schiedsrichter unterwegs war.

Kever ist seit 60 Jahren Vereinsmitglied des VfR - und seit 50Jahren Schiedsrichter. Sein Vater nahm ihn anfangs mit ins Stadion. "Zum Spielen hatte ich nicht das Talent", räumt er rückblickend ein. Beim Meckern auf der Tribüne merkte er, dass er dennoch aktiv am Fußballgeschehen teilhaben wollte. So legte er 1960 die Schiedsrichterprüfung ab.

Früher joggte er einmal die Woche von Neuss nach Mönchengladbach. Heute halten ihn Spaziergänge mit seinem Hund fit. "Mich hat einmal jemand angesprochen, dessen Jugendspiele ich schon gepfiffen habe. Der fragte mich verblüfft, wie lange ich das denn noch machen wolle", sagt der 75-Jährige. Seine Antwort: So lange es halt noch gehe. "Ich möchte aber auch nicht als Methusalem-Schiedsrichter abtreten."

An sein erstes Spiel erinnert sich Kever gut. Er sieht den Platz noch genau vor sich. Es war eine A-Jugendpartie zwischen Norf und Rosellen. "Da war ich natürlich etwas unsicher", erzählt er. Zwei Spieler wollten sich schlagen, dafür hätten beide eigentlich vom Platz gemusst. Kever verwarnte sie aber nur.

Vor ein paar Jahren durfte er das Freundschaftsspiel der Traditionsmannschaft von CarlZeiss Jena mit ehemaligen Nationalspielern der DDR gegen Hildburghausen pfeifen. "Das war schon ein Höhepunkt", sagt der Unparteiische aus Leidenschaft.

Kever und seine Frau sind seit den 60er Jahren auch treue Fans des 1. FC Köln. Seine Frau habe sehr viel Ahnung von Fußball, sehe im Gegensatz zu ihm aber vieles kritischer. Wenn sie über den Schiedsrichter meckert, versucht Kever geduldig zu erklären, wie der Fehler zustande kommen konnte.

Bei den Geißböcken kannten die Kevers Spieler und Verantwortliche, auch mit der Nationalmanschaft seien sie einmal in Kontakt gekommen. "Das war damals alles sehr viel näher", erinnert sich Kever.

Wenn er sich nun zwischen dem VfR und dem FC entscheiden müsste? "Oh..." - Kever zögert, als sei er sich nicht sicher, welche Karte er zücken müsse. Dann grinst er leicht verlegen: "Das ist ’ne heiße Kiste, die Frage darf man mir eigentlich nicht stellen."