Sekundarschule wird geschlossen
Weil es zu wenig neuangemeldete Schüler gab, wies die Bezirksregierung den Antrag auf Erhaltung der Schule jetzt ab.
Neuss. Das Modell Sekundarschule ist in Neuss gescheitert. Den Deckel drauf macht ein Schreiben der Bezirksregierung Düsseldorf. Nachdem die Sekundarschule Neuss an der Gnadentaler Allee in der ersten Runde nur 15 Anmeldungen für das neue Schuljahr erhielt und nach Durchführung des zweiten Anmeldeverfahrens nur 36 Anmeldungen erreicht wurden, hatte die Stadtverwaltung einen Antrag auf Duldung — also auf Unterschreitung der Mindestgröße — bei der Bezirksregierung gestellt. Damit sollte erreicht werden, dass die Sekundarschule trotz der niedrigen Anmeldezahlen Eingangsklassen bilden kann. Die Belebungsmaßnahme ist jedoch gescheitert.
Die Bezirksregierung hat der Stadt jetzt mitgeteilt, dass sie die Fortführung der Sekundarschule nicht mehr duldet. Der Grund: Die Mindestschülerzahl wurde zum wiederholten Mal nicht erreicht. Sie sei aber notwendig für ein dauerhaft gutes Lehrangebot. Die Bezirksregierung hat den Antrag aus auf Fortsetzung der Schule mit nur zwei Eingangsklassen daher abgelehnt und die Stadt aufgefordert, unverzüglich einen Beschluss über die stufenweise Auflösung der Schule zu treffen und bis zum 30. April vorzulegen.
Das bedeutet, dass die Sekundarschule Neuss zum kommenden Schuljahr keine neuen Eingangsklassen in der Jahrgangsstufe 5 bilden wird. Die bereits bestehenden Jahrgänge verbleiben in der Sekundarschule und können dort ihre Abschlüsse erreichen.
Um die Beschulung der bisher an der Sekundarschule neu angemeldeten Schüler sicherzustellen, sollen zum Schuljahr 2018/19 zusätzliche Eingangsklassen an der Comenius-Gesamtschule gebildet werden. Die Beschlüsse sollen in einer Sondersitzung des Schulausschusses am 19. April und in der Sitzung des Rates am 20. April gefasst werden.
Die Politik reagierte mit Schweigen. Gisela Hohlmann (SPD), Vorsitzende des Schulausschusses, und Stephanie Wellens (CDU), stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses, verwiesen darauf, dass sie zunächst um Stillschweigen gebeten wurden. Schuldezernentin Christiane Zangs wollte sich inhaltlich nicht näher äußern. Lediglich Bernd Kahlbau (FDP) erklärte, seine Partei sei nach wie vor vom Konzept der Sekundarschule überzeugt. Liberale und CDU waren die großen Verfechter der Sekundarschule in Neuss. „Diese Schulform braucht einfach etwas Zeit, um die Eltern zu überzeugen“, meint Kahlbau. Diese Zeit wird sie aber nicht mehr bekommen.
Für die Eltern ist es eine brisante schulpolitische Entscheidung, die mitten in die Osterferien kommt. Zuletzt war die Schule bereits doppelt als Sorgenkind in den Blick gerückt. Zum einen wegen der niedrigen Anmeldezahlen, zum anderen weil sich Eltern über Mobbing und Gewalt an der Schule beklagten. Schulleiter Georg Balster hatte dazu erklärt, das Personal begegne dem Mobbing-Problem unter anderem mit Zweiergesprächen, Gruppenarbeiten in der Klasse oder im Austausch mit Schulsozialarbeitern und Beratungslehrern.
Brisant ist, dass die Comenius-Schule nun vom Aus der Sekundarschule Neuss profitiert. Die Comenius-Schule, bislang auch als Sekundarschule geführt, wird zum nächsten Schuljahr in eine Gesamtschule umgewandelt. Dafür hatten die Eltern dort gekämpft.