SPD nominiert Markert fast einstimmig als Kandidaten

Kreis-SPD unterstütt den Grünen bei der Landratswahl.

Foto: A. Tinter

Rhein-Kreis. Man konnte es ihm am Gesicht ablesen: Als am Samstag 96 von 102 Delegierten ihre Stimmkarten für Hans Christian Markert (Grüne) hoben, fiel SPD-Chef Klaus Krützen ein Stein vom Herzen. Bei nur einer Gegenstimme und fünf Enthaltungen nominierten die Sozialdemokraten im Rhein-Kreis zum ersten Mal einen Spitzenkandidaten ohne SPD-Parteibuch. Markert (46), Jurist, früher Referatsleiter im NRW-Umweltministerium und seit 2010 für die Grünen im Landtag, soll nun am 27. März im Alten Schloss in Grevenbroich bei einer gemeinsamen Versammlung von fünf Parteien und Wählergemeinschaften — SPD, Grüne, Linke, Piraten, Die Aktive — offiziell als Gegenkandidat für Amtsinhaber Hans-Jürgen Petrauschke (CDU) aufgestellt werden.

Dass die Nominierung Markerts beim SPD-Parteitag fast einstimmig ausfallen würde, war im Vorfeld nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Vor allem im Süden des Kreises hatte es nach der Empfehlung des SPD-Kreisvorstandes für Markert Kritik gegeben. Dabei ging es einerseits um die Frage, ob ein Grüner als Kandidat den SPD-Wählern in einer von Energie- und Chemieindustrie geprägten Region zu vermitteln ist und andererseits um das Verfahren der Kandidatensuche. Dazu hat auch Martin Mertens, SPD-Bürgermeister in Rommerskirchen eine dezidierte Meinung: „Unabhängig von der Person Hans Christian Markerts haben sich viele ein offeneres Verfahren und die Auswahl unter mehreren Bewerbern gewünscht. “

Zum Parteitag — zu dem 102 von 155 eingeladenen Delegierten erschienen waren — präsentierte der SPD-Ortsverein Zons/Stürzelberg dazu einen Initiativantrag. Der Kernpunkt: Werden Nicht-Mitglieder als Kandidaten aufgestellt, soll das zuvor ausführlich diskutiert und dann durch eine Mitgliederbefragung und Abstimmung in der Partei entschieden werden. Sowohl Krützen als auch Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld räumten ein, dass es in Verfahrensfragen Diskussionsbedarf gibt.

Klaus Krützen versprach, das Thema beim nächsten Parteitag nach der Landratswahl am 13. September auf die Tagesordnung zu setzen. Der Vorstand arbeite an Reformen, zu denen auch auf Kreisebene Mitglieder- statt Delegiertenversammlungen gehören könnten. Doris Rexin-Gerlach, Vize-Vorsitzende der SPD Zons/Stürzelberg, zog darauf ihren Initiativantrag zurück. 97 von 102 Delegierten stimmten einer Satzungsänderung, die die Wahl von Nicht-Parteimitgliedern zu SPD-Kandidaten ermöglicht, zu.

Markert selbst, seit Wochen bereits auf Tour durch die SPD-Ortsvereine im Kreis, war am Samstag deutlich bemüht, Skeptiker zu überzeugen. Dazu gehörte ein klares Bekenntnis zum Industrie- und Energiestandort Rhein-Kreis. Gleichzeitig forderte Markert aber auch eine Innovationsoffensive, um neue, umweltverträglichere Industrie anzusiedeln.

Krützen sieht mit der Kandidatur Markerts die „historische Chance“, der CDU die Führungsrolle im Kreis zu entreißen: „Das Fünfer-Bündnis hat bei der Kommunalwahl 42 Prozent der Stimmen quer durch alle Bevölkerungsgruppen geholt.“ Die Mehrheit gegen Petrauschke sei in erreichbarer Nähe.