Stadt macht mobil gegen Schadstoffe
Um Stickoxide zu senken und Fahrverboten entgegenzuwirken, soll der Radverkehr gestärkt werden. Auch Park & Ride ist im Gespräch.
Neuss. Die nach wie vor hohe Stickoxid-Belastung und das drohende Fahrverbot für Dieselfahrzeuge müssen ein Umdenken in der Verkehrspolitik vor Ort nach sich ziehen. Das betont Karl-Heinz Baum (CDU). Als ersten Schritt kündigt er die thematische Erweiterung der Arbeit im Unterausschuss Mobilität an. „Parallel zu Themen wie Fahrräder auf dem Hauptstraßenzug, Öffnung von Einbahnstraßen, barrierefreier Umbau von Bushaltstellen oder Verbesserung der ÖPNV-Anbindungen werden wir uns verstärkt mit Maßnahmen beschäftigen, die das Ansteigen der Schadstoffwerte in der Luft verhindern“, sagt er.
Christoph Hölters, Planungsdezernent
Erste Ansätze hierzu seien die Förderung der Elektro-Mobilität oder die Zentralisierung der Paketzustellung für die Innenstadt, sagt Baum. Diese Fragen werden bereits in einem Werkstattverfahren für urbane Mobilität diskutiert. Flankierende Maßnahmen schiebt die Politik über Anträge an. „Wir sollten außerhalb der Innenstadt Flächen für kostenlose Park&Ride-Plätze ausweisen, von denen aus man mit ebenfalls kostenlosen schadstoffarmen Shuttle-Bussen die Innenstadt erreichen kann“, regt Baum an. Dazu müsste natürlich Geld im Haushalt vorgesehen werden, fügt er hinzu. Konkret haben CDU und Grüne jetzt den Aufbau von Fahrradstellplätzen rund um die Innenstadt in Auftrag gegeben. „Der gewünschten Erhöhung des Radverkehrs in der Innenstadt muss ein Anstieg an Fahrradstellplätzen gegenüber stehen“, betonen Helga Koenemann (CDU) und Michael Klinkicht (Grüne).
„Der Wiederaufbau von Abstellanlagen in der Kastellstraße ist bereits beauftragt“, berichtet Planungsdezernent Christoph Hölters. Für weitere Anlagen sagt die Verwaltung eine Prüfung zu. Ansatzpunkte dazu sieht die Politik an Freithof und Münsterplatz. Der Ausbau von Stellplätzen für Radler würde nicht nur Wünschen aus der Bürgerschaft entsprechen, die die Politik erreicht haben, sondern vielleicht auch dem unerlaubten Radfahren im Hauptstraßenzug die Spitze nehmen.
Wie konfliktträchtig das Thema ist, zeigt die Diskussion im Unterausschuss Mobilität, wo die Öffnung der Krefelder Straße für Radfahrer Thema war. Eine hauchdünne Mehrheit war der Ansicht, diese Frage nicht auch noch in das Werkstattverfahren zu geben, doch Roland Kehl (Grüne) wollte diese Detailfrage in einem größeren Zusammenhang sehen. „Ich bin der Überzeugung, dass auf der Krefelder Straße ein friedliches Nebeneinander möglich ist“, sagte er — zumal, wie viele im Ausschuss bestätigten, — viele Radfahrer das Durchfahrverbot ohnehin ignorieren würden. Kehl wies aber auch noch auf andere ungelöste Probleme hin. Man müsse auch die Plätze für Radler öffnen, „um den Markt erreichbar zu machen“. Und er fragte nach dem Sinn einer Rampe am Freithof, wenn man auf diesem Platz sein Rad schieben muss.
Aufgekommen war das Radfahrer-Thema für die Krefelder Straße durch die Petition eines Bürgers, dem als Radfahrer dort von der Polizei 15 Euro Bußgeld abgeknöpft worden waren, während er dabei von Autofahrern überholt wurde. Diesem Petenten aber wird nun geantwortet, dass es bei der Regelung bleibt: Im Hauptstraßenzug von Büchel und Niederstraße sind zwischen 21 Uhr abends und 11 Uhr morgens nur Fahrten von Anliegern und Lieferverkehr erlaubt — auch mit dem Rad.
Die Frage der Fahrradfreundlichkeit, so erklärte Norbert Jurczyk vom Amt für Verkehrslenkung, hänge nicht an bestimmten Straßen, sondern an durchgängigen Verbindung durch die Innenstadt. Die gebe es — abseits der „Krefelder“.