Stadt soll die Nahversorgung in Uedesheim fördern
Politiker aus dem Stadtteil befürchten, dass der Ortskern verödet. Deshalb hat der Bezirksausschuss Beschlüsse gefasst.
Uedesheim. Uedesheim muss wachsen, um die im Ort aufgebaute Infrastruktur zu sichern. Mit diesem Argument wird seit fünf Jahren für das Neubaugebiet „Im Kreuzfeld“ gestritten, wo 150 bis 200 neue Wohnungen entstehen werden. Das Bebauungsplanverfahren steht vor dem Abschluss — doch das Projekt könnte zu spät kommen. Der Ortskern verödet, fürchten Politiker wie Stefan Crefeld (CDU) — und sie fordern die Verwaltung auf, nicht nur Gehirnschmalz zu investieren.
In dem definierten Nahversorgungszentrum rund um den Platz an Rheinfährstraße und Himmelgeister Straße gibt es drei Kundenmagneten. Neben dem Edeka-Markt — der eigentlich zu klein ist — zählt Crefeld auch die beiden Banken im Ort dazu. Doch sowohl die VR-Bank als auch die Sparkasse Neuss geben ihre Geschäftsstellen auf, und zurück bleibt ab Anfang Januar nur eine gemeinsam betriebene Selbstbedienungsfiliale. „Wer eine Beratung benötigt, muss Uedesheim verlassen und in andere, besser versorgte Stadtteile fahren“, sagt Crefeld. Er fürchtet, dass dann dort auch gleich andere Besorgungen erledigt werden — und Einzelhändler und Dienstleister im eigenen Dorf das Nachsehen haben. „Ein Teufelskreis, denn diese Kaufkraft wird im Ort fehlen“, sagt Crefeld — und drückt damit nur aus, was auch der Bezirksausschuss denkt.
Die Veränderungen bei den beiden Banken geben Anlass, sich insgesamt Sorgen um die dörfliche Mitte des 4400 Bewohner zählenden Ortsteils zu machen. Der Bezirksausschuss stemmt sich mit zwei Beschlüssen gegen die befürchtete Negativ-Entwicklung.
Erstens soll das Nahversorgungszentrum eine deutliche Förderung und Stärkung durch die Stadt erfahren. Das entspricht den Vorschlägen aus dem Einzelhandelsgutachten des Kölner Stadt- und Regionalplanungsbüros Jansen. „Ein fragiler und unter Umständen gefährdeter Versorgungsbereich“, fasste Angelina Sobotta bei der Präsentation des Gutachtens vor zwei Jahren zusammen — und da gab es die Bankenstandorte noch. Sie empfahl damals für diesen Wackelkandidaten eine Angebotserweiterung — etwa durch ein Blumen- oder Schreibwarengeschäft, das allerdings bis heute auf sich warten lässt. Im Gegenteil. Es sei paradox, so Crefeld, dass trotz der positiven Entwicklung des Ortes die Anbieter wegbrechen. Es müsse deutlicher gemacht werden, dass es sich lohnt, zu investieren. Er kämpft dafür, weil die fußläufige Nahversorgung insbesondere für ältere und weniger mobile Menschen ein wichtiger Bestandteil der gesellschaftlichen Teilhabe sind. Für Crefeld ist klar: „Die Verwaltung muss den besorgten Menschen zur Seite stehen und die Versorgung langfristig sichern“, sagt er — und den Leerstand beseitigen.
Der zweite Beschluss zielt in eine ähnliche Richtung und setzt auf eine Aufwertung des Ortsmittelpunktes rund um den Steinbrunnen. „Eine zentrale Stelle mit Verweilcharakter ist für eine lebendige Dorfgemeinschaft förderlich“, betont der Ratsherr. „Leider erfüllt der derzeitige Ortsmittelpunkt mit den Geschäften diese Funktion nicht. Neben einem Maßnahmenkatalog soll die Verwaltung auch gemeinsame Ideen mit den Vereinen, Geschäftsleuten sowie der Feuerwehr entwickeln und durch eine ansprechende Gestaltung des Platzes attraktive Aufenthaltsmöglichkeiten schaffen. Dazu gehört — als erster und wichtiger Schritt — eine Verbesserung der Sauberkeit und der Pflege der öffentlichen Grünanlagen.
Peter Ott (SPD) ging noch einen Schritt weiter und forderte ein Entwicklungskonzept für den Ortsmittelpunkt. Die Stadt, so führte ein Sprecher der Verwaltung aus, denke daran, so etwas für alle Ortsteile auf den Weg zu bringen.