Dormagen plant Wildwasser-Anlage

Für den „Strabi“ wird eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Nicht nur Profi-Kanuten könnten profitieren.

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Dormagen. Eine Wildwasserkanu-Anlage, die olympischen Ansprüchen gerecht wird und Hochleistungssportler aus aller Welt nach Dormagen holt — dieser Traum könnte Wirklichkeit werden. Gestern stellten die Stadt Dormagen, der Rhein-Kreis Neuss und der Landeskanuverband ein Projekt vor, das ein Wildwasser-Zentrum mit künstlicher Trainings- und Wettkampfstrecke an den Straberg-Nievenheimer See holen soll.

So lauten die ersten Planungen des WSC Bayer Dormagen, der die Idee mit dem Landeskanuverband entwickelt hat. Jetzt soll eine Machbarkeitsstudie das Konzept, die Umweltverträglichkeit, die Kosten und den Zeitplan entwickeln.

Dafür übergaben Bürgermeister Erik Lierenfeld und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke gestern im Dormagener Rathaus jeweils ein Drittel der 17 100 Euro für die Studie an Bernard Verhoef, Vize-Präsident des Kanuverbandes NRW, der die Studie bei der Unternehmensberatung „fwi hamburg“ in Auftrag gibt.

Das restliche Drittel zahlt das Land — „ein eher ungewöhnliches Vorgehen“, erklärte Randolf Wydowski, Geschäftsführer des Landeskanuverbandes, dass NRW ein „hohes Interesse an einem künftigen Landesleistungsstützpunkt“ in Dormagen habe. Ende Januar soll es das erste Treffen geben, dann sind etwa vier Monate für die Studie eingeplant. Noch trainieren die Leistungssportler auf der Erft rund um das Gut Gnadental. „Wir haben immer wieder mit sinkenden Wasserständen zu kämpfen“, erklärte Britta Sawukaytis, Vorsitzende der Kanugemeinschaft Erft, der knapp 20 Vereine aus der Region angehören. Die 700 bis 800 Sportler, die in der Woche auf der Erft trainieren, müssten koordiniert werden.

Zudem ist die Strecke nicht die anspruchsvollste, wie auch Jürgen Münchow, Vorsitzender des WSC Bayer Dormagen, bestätigte: „Wir verlieren immer wieder Talente und Trainer, weil die Bedingungen hier nicht optimal für sie sind.“ Denn solche Anlagen, wie sie in Dormagen angedacht sind, gibt es bisher nur in Augsburg und in Markkleeberg bei Leipzig — und weltweit nur zehn solcher Sportstätten. Mit ihnen könnten einerseits die Wasserstände konstant gehalten und andererseits die Fließgeschwindigkeit und der Schwierigkeitsgrad auch bei den Hindernissen variiert werden.

Die für 11,9 Millionen Euro gebaute Anlage in Markkleeberg diente dem WSC-Projektkoordinator Jens Kollosche als Beispiel für die Funktionsweise: „Mit Kunststoffelementen wird das Wasser gestaut, so dass 16 Engstellen entstehen“, stellte er die 270 Meter lange Strecke vor. Die nötigen Pumpen könnten mit regenerativen Energien betrieben werden, die nicht in unmittelbarer Nähe gewonnen werden müssten. „Wir suchen mittelfristig Ersatz für unseren Landesleistungsstützpunkt an der Erft in Neuss“, wies Kollosche darauf hin, dass der Fluss spätestens ab 2030 nach dem Ende der Wassereinleitung aus dem Tagebau nicht mehr tief genug sein wird. Am Strabi bestünde die Möglichkeit, das Trainingszentrum mit touristischen Angeboten wie Rafting, Wellensurfen und Paddelerlebnissen zu kombinieren.

„Es ist nur ein erster Schritt, den wir aber mit der Studie vorantreiben wollen“, wies Lierenfeld darauf hin, dass noch viele Fragen zu klären seien, wie der Natur- und Artenschutz, die Verkehrserschließung und der nötige Bau von Parkplätzen. Auch die Finanzierung ist ein Knackpunkt.